Die Promokarte hätte so aussehen müssen! Niemand braucht sowieso den Erinnerungstext, oder? ODER??
Das Erstaunlichste an Rules Lawyer besteht darin, dass er gut funktioniert. Diese Karte könnte tatsächlich problemlos im Umfeld des „echten“ Magic-Spiels existieren, auch wenn sie dann bizarre und kontraintuitive Ergebnisse hervorrufen würde. Zu Ehren der (äußerst angemessen) Judge-Promo-Version dieser Karte, lass uns mal zusammen sehen, wie sehr wir selbst erfolgreich bizarr und kontraintuitiv werden können, indem wir diese schillernde Gelegenheit nutzen, um nochmals die tiefgründige Natur der zustandsbasierten Aktionen zu erforschen und eine ausführliche Übersicht darüber zu gewinnen.
Zustandsbasierte Aktionen spielen bei Magic die gleiche Rolle wie Kanalisationen bei Städten: Sie stinken furchtbar, und es wäre uns lieber, wenn sie möglichst versteckt bleiben würden, aber ihre Rolle ist unverzichtbar. Unmittelbar bevor ein Spieler bzw. eine Spielerin die Priorität erhält (oder zu Beginn jedes Aufräumsegmentes), überprüft das Spiel, ob Müll hinausgetragen werden muss. Wenn ja, führt es die entsprechende zustandsbasierte Aktion durch. Wenn mehrere zustandsbasierte Aktionen notwendig sind, werden sie alle gleichzeitig durchgeführt. Das Spiel wiederholt unermüdlich diese Überprüfungen, bis es keine Aktionen mehr gibt, die ausgeführt werden müssen. Danach erhält der Spieler bzw. die Spielerin Priorität.
Die am häufigsten genutzten zustandsbasierten Aktionen sind immer diejenigen, die Kreaturen und Planeswalkern ihren Tot verklickern. Kreaturen sterben auf vielerlei Arten: Sie haben eine höhere Anzahl an auf ihnen selbst notierten Schadenspunkten als ihre Widerstandskraft, erleiden Schaden von einer Quelle mit Todesberührung, oder ihre Widerstandskraft beträgt gleich oder weniger als Null. Planeswalker sterben, wenn sie keine Loyalitätsmarken mehr besitzen. Bleibende Karten der beiden Typen können schließlich aufgrund der „Legendenregel“ sterben.
Regelanwalt verhindert vollkommen, dass all diese Dinge passieren. Dadurch können wir beispielsweise Kreaturen kontrollieren, auf denen tödlicher Schaden markiert wurde. Wir sind allerdings bereits daran gewöhnt, da Unzerstörbarkeit dasselbe Ergebnis erzeugt. Wir können ebenfalls eine Kreatur kontrollieren, deren Widerstandskraft gleich oder weniger Null ist; in diesem Fall wird sie so behandelt, als wäre sie eine unzerstörbare Kreatur mit tödlichen Schaden. Wenn sie insbesondere einen Angreifer mit Trampelschaden blockt, beträgt gleich Null der tödliche Schaden, der dem Blocker zugewiesen werden muss, außerdem darf der gesamte Schaden dem verteidigenden Spieler bzw. Spielerin zugewiesen werden. Manche Effekte müssen die Widerstandskraft einer Kreatur wissen; normalerweise wird der Wert Null verwendet, außer in zwei Sonderfällen: das Festsetzen entweder der Lebenspunkte eines Spielers (z.B. Baum der Erlösung, Baum der Verdammnis), oder der Stärke bzw. der Widerstandskraft einer Kreatur bei einem bestimmten Wert (mit ein wenig Fantasie, Blood Lust).
Seit den Tagen der Verräter von Kamigawa (Mirror Gallery) kennen wir uns darin aus, mehrere legendäre bleibende Karten mit demselben Namen zu kontrollieren. Ein Planeswalker ohne Loyalitätsmarken erschüttern uns ebenso nicht weiter – offensichtlich dürfen seine Fähigkeiten mit vorangestelltem Minuszeichen nicht aktiviert werden, und der ihm zugefügte Schaden hat keine interessante Wirkung, außer dem Erhalten von Lebenspunkten des Beherrschers einer Quelle mit Lebensverknüpfung.
Am bemerkenswertesten erscheint diese feine Einzelheit, dass Regelanwalt alle zustandsbasierte Aktionen für *die anderen* bleibenden Karten verhindert, folglich kann er leicht umgebracht werden. Auch Effekte, die „Zerstöre [etwas]“ angeben, hängen von zustandsbasierten Aktionen nicht ab, daher funktionieren sie hervorragend trotz der Anwesenheit von Regelanwalt im Spiel.
Zustandsbasierte Aktionen dienen zusätzlich dazu, die SpielerInnen das Spiel verlassen zu lassen, wenn sie null oder weniger Lebenspunkte bzw. zehn oder mehr Giftmarken besitzen, oder wenn sie soeben versucht haben, von einer leeren Bibliothek zu ziehen. Dank des Regelanwalts führen keine dieser Dinge mehr dazu, dass sein Beherrscher bzw. seine Beherrscherin das Spiel verliert, was ähnlich wie ein Platin-Engel arbeitet. Wenn Regelanwalt plötzlich verschwindet, während sein Beherrscher bzw. seine Beherrscherin null Lebenspunkte oder zehn Giftmarken hat, verliert er bzw. sie sofort das Spiel. Wenn stattdessen dieser Spieler bzw. diese Spielerin versucht hat, von einer leeren Bibliothek zu ziehen, bleibt er bzw. sie im Augenblick am Leben, bis er bzw. sie erneut, ohne den Schutz des Regelanwalt, versucht zu von der leeren Bibliothek zu ziehen. Im Gegensatz zum Platin-Engel schützt Regelanwalt vor keinen Effekten, die festlegen, dass ein Spieler bzw. eine Spielerin das Spiel verliert oder gewinnt (z.B. Tür ins Nichts, Coalition Victory).
Ein paar zustandsbasierte Aktionen, dienen anderseits zum Aufräumen anderer Zonen, als der Im-Spiel-Zone. Dadurch hören Spielsteine ausserhalb der Im-Spiel-Zone und die Kopien von Zaubersprüchen ausserhalb des Stapels, auf zu existieren. Da diese zustandsbasierten Aktionen auf Objekte angewenden werden, die *keine* bleibenden Karten sind (definitionsgemäß sind bleibende Karten immer nur Objekte im Spiel), verhindert Regelanwalt sie nicht. Regelanwalt interagiert ebenso in keiner Weise mit den übergroßen Karten, die in Weltenjagd (Planechase) und Erzfeind (Archenemy) verwendet werden, weil auch sie keine bleibenden Karten sind.
Zwei zustandsbasierte Aktionen betreffen die Zählmarken auf bleibenden Karten. Die erste bewirkt, dass die +1/+1- und -1/-1-Zählmarken paarweise entfernt werden. Die andere dient nur zum Behandeln von Rasputin Dreamweaver, indem sie vom ihm alle Zählmarken über die siebte hinaus entfernt. Solange sich Regelanwalt im Spiel befindet, kommt keines dieser Dinge vor, was nicht viele sichtbare Auswirkungen erzeugt, angesichts der Tatsachen, dass sich die Effekte der Zählmarken durcheinander weiterhin ausgleichen. Einige Kombos mit Beharrlichkeit und Unverwüstlich hören auf zu arbeiten, jedoch nur für den Beherrscher bzw. der Beherrscherin des Regelanwalt.
Der interessanteste Aspekt von Regelanwalt besteht darin, dass seine Fähigkeit verhindert, dass illegal angelegte Objekte gelöst (beispielsweise Ausrüstungen) oder auf den Friedhof gelegt (beispielsweise Auren) werden. Sie erlaubt auch, dass nicht angelegte Auren im Spiel bleiben, und dass bestimmte bleibende Karten angelegt bleiben, obwohl sie weder Auren noch Ausrüstung oder sogar Kreaturen sind. Regelanwalt erwähnt außerdem „illegal verbundene“ Kreaturen, jedoch gibt es keine Einschränkung, die Kreaturen mit Augment abtrennt. Wir können leicht annehmen, dass irgendeine Karte mit Augment, die sich im Spiel befindet, aber irgendwie an nichts angelegt ist (zum Beispiel weil sie durch Kaskade gewirkt oder wiederbelebt wird), dort bleibt und genau wie jede andere Kreatur arbeitet, außer dass ihre ausgelöste Fähigkeit überhaupt nichts tut, und dass ihre Stärke und Widerstandskraft den auf der Karte aufgedruckten Boni entsprechen. (Notiz des Übersetzers: im Gatherer wird eigentlich festgelegt, dass diese Eigenschaften als Null zählen.)
Der Teil bezüglich Ausrüstungen und Auren, die an illegalen bleibenden Karten angelegt bleiben, ist ganz einfach: Solche Objekte sollten weg sein, trotzdem sind sie immer noch da. Alles funktioniert rechtmäßig. Angelegte Auren im Spiel sind zweifellos bizarr aber alles in allem harmlos. Wir könnten sogar erfolgreich interessante Ergebnisse erzielen, wenn wir versuchen, eine Kreatur an eine andere anzulegen. Durch Segen des Apostels können wir Schutz verleihen, ohne das sich etwas vom Ziel löst. Wir können einen Beseelten Krummsäbel (Ensouled Scimitar) beleben, um gleichzeitig damit anzugreifen und seinen +1/+5-Bonus benutzen, den die ausgerüstete Kreatur erhält. Durch Marsch der Maschinen (March of the Machines) können wir mit all unseren Ausrüstungen das Gleiche machen.
OK, ich weiß nun, wie ich mit euch der Jugend, darüber verhandeln sollte:
Der Artikel wurde übersetzt von: Loïc Hervier
Link zum original Artikel: Carta del mese – Rules Lawyer