Turnierberichte als Turniersessays

Von Joshua Feingold geschrieben

Von Joshua Feingold geschrieben

Als neue Testvoraussetzung muss man einen „Turnierbericht“ schreiben, um die L2-Prüfung abzulegen. JudgeApps hat ein Forum mit Turnierberichten als Referenz und zum Teilen. Diese Turnierberichte unterscheiden sich beträchtlich durch Format, Länge und Stil. Daraus zu ermitteln, wie ihr euren eigenen Turnierbericht schreiben solltet, und was er beinhalten sollte, kann ziemlich einschüchternd sein. Dieser Beitrag wird den inhärenten Wert von Turnierberichten untersuchen, und einen Ansatz zum Verfassen von Turnierberichten ausarbeiten, der dem Leser einen Mehrwert bieten wird.

Keine Buchzusammenfassung, sondern kritische Essays

Der Zweck eines Turnierberichts ist es, dass jemand anderes ihn liest und daraus lernt. Wenn der Leser seine Zeit in das Lesen eures Turnierberichts investiert, solltet ihr danach streben, dass sich diese Zeit lohnt.

 Als ihr jung wart, musstet ihr in der Schule Buchzusammenfassungen schreiben. Diese waren vorwiegend knappe Zusammenfassungen des Buches, um zu beweisen, dass ihr es tatsächlich gelesen und seine Geschichte verstanden hattet. Wenn ihr das Buch gelesen habt, ist das Lesen einer Buchzusammenfassung dann nur sehr unwahrscheinlich von Wert.

Als ihr älter wart, habt ihr wahrscheinlich kritische Essays geschrieben, welche die Themen eines Buches, die wiederkehrenden Elemente, die Verweise auf äußere Ereignisse und literarische Einflüsse untersuchten. Ihr habt euch eine Aussage ausgesucht, die ihr über das Buch machen wolltet, und habt euch darauf konzentriert, ob, wie und warum dieses Buch einige spezifische Eigenschaften hatte. Wenn ihr ein Buch gelesen habt und dann ein kritisches Essay darüber last, habt ihr etwas Neues erfahren.

Euer Turnierbericht sollte es zum Ziel haben, keine Buchzusammenfassung, sondern ein kritisches Essay zu sein. Erzählt den Lesern nicht einfach nur, was passiert ist. Erklärt warum es sich ereignete, und was man durch eure Erfahrungen lernen kann. Der Wert des Berichts kommt aus der Analyse und nicht aus der Wiederholung.

Einleitungen

In einem übermäßig umfassenden Bericht werden nützliche Inhalte verwässert. Euer Turnierbericht soll nicht für alle und über alles geschrieben werden. Wenn ihr das versucht, wird er wahrscheinlich niemandem dienlich sein.

Konzentriert euch stattdessen auf ein angegebenes Thema. Verwendet den ersten Absatz, um euren Lesern mitzuteilen, welche Informationen ihr als selbstverständlich betrachten werdet, oder was ihr ihnen beibringen wollt. Das wird sie entweder mental vorbereiten oder sie wissen lassen, dass dieser Bericht nicht zu ihnen passt.

Empfehlenswert: Konzentriert euch auf Diskussion und Erkenntnisse.

„In diesem Turnier ergaben sich einige sehr ungewöhnliche Entscheidungen. Während des Turniers traten einige Floor Judges an mich heran wegen vier verschiedener Situationen, weil sie dachten, dass eine Abweichung vom IPG vielleicht passend sein könnte. Außerdem bin ich bei einer Anfechtung abgewichen. Obwohl Abweichungen vom IPG selten ratsam sind, werde ich jeden dieser Fällen untersuchen und erklären, warum ich mich für oder gegen eine Abweichung entschied. Ich gehe davon aus, dass der Leser ausführliche Kenntnisse über die Policy hat, deswegen werde ich mich auf die Philosophie hinter jeder potenziellen Abweichung konzentrieren.“

Empfehlenswert: Hebt spezifische Herausforderungen hervor.

„Letzten Samstag hatte ich die Herausforderung und das Vergnügen einen PTQ durchzuführen, bei dem zwei meiner drei Floor Judges nie bei einem Competitive-REL-Turnier mit mehr als 12 Spielern gearbeitet hatten. Dieser Turnierbericht wird sich darauf konzentrieren, wie ich die Pflichten jedes Schiedsrichters verwaltete, um die Qualität des Turniers für die Spieler und die Betreuungsgelegenheiten für diese neuen Judges zu maximieren.“

Nicht empfehlenswert: Betonen von unnötigen Einzelheiten.

„Dieses Turnier war ein Standard-GPT. Wir hatten 26 Spieler. Turnierbeginn sollte zwölf Uhr sein. Das Spielermeeting startete um 12:13. Die erste Runde begann 12:19 Uhr. Die folgende durchschnittliche Rundenzeit war 61 Minuten.“

 

Themen erforschen

Euer Turnierbericht ist auf das Thema aufgebaut, welches ihr in eurer Einleitung dargelegt und an euer Publikum angepasst habt. Ihr solltet genügend Details einfügen, so dass eure Zielgruppe sowohl aus eurer Erfahrung lernen als auch konstruktives Feedback geben kann.

Empfehlenswert bei einem Bericht über die Logistik beim Durchführen eines effizienten Turniers:

„Ich entschied mich, die Spieler während des Spielermeetings für Runde 1 zu seaten. Nach dem Einsammeln der Listen konnte ich diese schnell mit der Hilfe von zwei Floor Judges alphabetisch sortieren. Somit ersparten wir uns die 5 Minuten des Umsetzens der Spieler, was uns bei einem alphabetischen Spielermeeting erwartet hätte. Außerdem erlaubte dies uns trotzdem die Decklisten aller Spieler im Turnier zu zählen, bevor sie anfingen zu spielen – ein Schlüsselmerkmal des Spielermeetings – und dies gab uns reichlich Zeit die Listen vor dem Deck Check zu sortieren, der in der Mitte der ersten Runde geplant war.“

Empfehlenswert bei einem Bericht über Logistik:

„Drei Deck-Checks waren für jede Runde ohne eine Gesamtrundenpause geplant: einer am Anfang der Runde und zwei währenddessen. Sobald eine Überprüfung vorbei war, begab sich der Schiedsrichter, der keine Decks zurückgab, auf die Suche nach einem anderen Tisch und sammelte dort die Decks ein. Das verringerte die Verzögerung zwischen den Überprüfungen. Sobald er zur Judgestation zurückkam, fingen die beiden teilnehmenden Judges an zu sortieren. Dann wurde der Ergebniszettel dem dritten Judge gereicht, der die beiden Listen heraussuchte, bevor er zum Floor zurückging, bis er denjenigen Judge sah, der neue Decks einsammelte. Dies beschleunigte die Überprüfung selbst. Durch diese Technik wurden drei Überprüfungen erfolgreich durchgeführt, bevor 25 Minuten in jeder Runde verstrichen waren. Dies erleichterte das Einhalten von Halbrundenpausen nach dem Ende der Deck-Checks.“

Nicht empfehlenswert bei einem Bericht über Logistik:

„Die Runde 4 startete um 15:09. Wir haben einen Deck-Check am Anfang und 2 Deck-Checks während der Runde gemacht. Jeder führte zu einer Extrazeit von 6 oder 7 Minuten. Während eines Checks in der Mitte der Runde haben wir eine Marked-Cards-Verwarnung vergeben und den Spieler gebeten, seine Hüllen nach der Partie zu ersetzen. Wir hatten 2 Einsprüche. Im ersten Fall wollte ein Spieler keinen Partieverlust für „Extrakarten ziehen“ bekommen. Der zweite betraf die Interaktion zwischen Blutmond und Wetterndem Magier. Der Spieler dachte, dass Blutmond Nichtstandardländer in Standardländer verwandelte. Beiden Appeals wurde nicht stattgegeben. Drei Partien gelangten in die Extrazüge aber sie alle endeten schnell, nachdem die Zeit abgelaufen war. In dieser Runde legte Jan eine Halbrundenpause ein.“

 

Nebensächliche Details

In einem Bericht, der sich auf Turnierlogistik konzentriert, sind alle Themen von Rundendauer, Extrazeiten und Deck Checks interessante Thematiken, deren Besprechung sich lohnt, aber einfache Appeals zählen hingegen nicht dazu. In einem Bericht, der sich auf die Betreuung von Judges oder Abweichungen von den IPG konzentriert, könnten die Anzahl und der Typ der Appeals sehr wichtige Diskussionsthemen sein.

Widersteht dem Drang, einfach irgendwelche Dinge aufzusagen, die ihr wisst. Konzentriert euch auf die Teile des Events, die zu eurem Thema gehören. In eurer Einleitung habt ihr einen Vertrag mit dem Leser abgeschlossen. Manche Menschen sind deswegen geblieben und ihr wollt deren Zeit nicht mit verschiedenen kleinen Fakten vergeuden. Andere verwarfen den Bericht deswegen und ihr wollt nicht, dass sie wertvolle Inhalte versäumen, weil ihr ihnen erzählt habt, dass das Thema etwas anderes war.

Notizen

Obwohl ihr euch auf euren Bericht konzentrieren müsst, sollte dieser Gedanke nicht die Notizen beeinflussen, die ihr euch während eines Turniers macht. Während des Turniers ist es entscheidend, viel mitzuschreiben. Macht euch währenddessen keine Sorgen um euer Thema. Schreibt alle Informationen auf, die eurer Ansicht nach später auch nur entfernt nützlich sein könnten. Macht euch keine Sorgen darum zu viel aufzuschreiben.

Ihr könnt nicht wissen, welche Lektionen ihr lernt, bis das Turnier vorbei ist und ihr Zeit habt, das Feedback von Spielern, von Mitarbeitern und vom TO zu verarbeiten. Ihr könntet sogar denken, dass ihr wisst, worüber ihr schreiben wollt, um dann später festzustellen, dass ein anderes Thema besser wäre. Fehlende Notizen können verhindern, dass ihr den Bericht schreiben könnt, den ihr schreiben wollt. Das Auslassen von Notizen, die nicht relevant sind, ist viel einfacher als das Erinnern an Tatsachen, die ihr nicht aufgezeichnet habt. Schreibt alles auf.

 

Schlussfolgerungen

Wenn ihr einen Turnierbericht zusammenfasst, liefert den Lesern nur die nötigen Informationen, um sie prägnant an alles zu erinnern, was ihr besprochen habt. Denkt daran, dass ihr diesen Bericht schreibt, damit andere Judges sich diese Kenntnisse aneignen können. Wenn ihr ein paar persönliche Notizen zu eurem Thema in euer Judge-Notizbuch kritzeln würdet, was würdet ihr schreiben? Das sollte eure Schlussfolgerung sein. Beispiele sind: wie ihr ein Turnier reibungsloser ablaufen lassen könnt, oder wann man sich für Abweichungen vom IPG entscheidet, eine DQ-Untersuchung durchführt, ein Deck-Check-Team organisiert, ein Turnier nach einem WER-Absturz wieder aufbaut, Floor Judges während eines Turniers betreut, Informationen zum Schreiben eines Reviews sammelt, oder was auch immer sonst.

 

Empfehlenswert: Schließt mit einer Analyse ab.

„Während der zwei ersten Runden folgte ich Britta, wann auch immer ich die Gelegenheit hatte. Ich schaute mir nicht nur an, ob sie sich irrte oder Recht hatte, sondern auch die Weise, mit der sie Informationen rüberbrachte. Ich ließ sie einen kleinen Fehler machen (z.B. LEC, obwohl es technisch GRV war), aber ich stoppte sie, als sie im Begriff war, einen Großen zu machen (z.B. GRV statt DEC). Nachdem ich eine grobe Vorstellung über ihr Wissensniveau hatte, benutzte ich einige zusätzliche Szenarien, um ein wenig tiefer zu graben. Am Ende des Tages redeten wir darüber, was ich beobachtet hatte, und sie erinnerte mich an ein paar wichtige Dinge, die ich nicht bemerkt hatte, weil ich zu beschäftigt gewesen war, als diese sich ereigneten.“

Nicht empfehlenswert: Schließt mit Einzelheiten ab.

„Wir hatten 5 Appeals, 4 wurde nicht stattgegeben. Wir überprüften 26% der Decks im Turnier. Wir hatten eine Cheating-Untersuchung, aber wir kamen zu dem Schluss, dass es einfach nur eine sehr schlampige Spielweise war. Wir hielten in jeder Runde die Rundenzeit unter 60 Minuten außer der Sechsten. Wir verteilten für das Nicht-Vorzeigen von Morphs mehr Game Losses als für D/DLPs.“

Macht euren Turnierbericht wertvoll. Denkt bei ihm nicht an eine Buchzusammenfassung sondern als ein kritisches Essay. Bestimmt, welcher Aspekt des Turniers es sich zu reden lohnt und wer sich für dieses Thema interessieren würde. Erforscht die relevanten Aspekte des Turniers detailliert genug, sodass eure Zielgruppe lernen und Feedback geben kann. Macht euch während des Turniers viele Notizen, aber begrabt euren Bericht nicht unter irrelevanten Informationen. Liefert den Lesern eine Zusammenfassung, auf die sie sich schnell beziehen oder die sie abschreiben können, um sich später an die Lektionen des Berichts zu erinnern.

Und nun geht hinaus und teilt eure Lektionen mit der Judgegemeinschaft!