Gleißender Lichtschein: Das Layer System Teil 1


Layer sind der Buhmann der Magic-Regeln. Oft höre ich Spieler oder auch Judges stöhnen, wenn eine Layerfrage aufkommt. Und mindestens ebenso oft taucht das „Demut und Macht der Opale“-Beispiel auf um zu demonstrieren, wie kompliziert Layer sind.
Diese Artikelreihe soll erstens zeigen, dass Layer gar nicht so kompliziert sind und zweitens dazu dienen, das Verständnis dieser zu verbreiten. Es ist sozusagen ein Lehrgang. Er ist eingeteilt in vier Schritte und zwei Artikel. Wenn man diese Schritte beherrscht, beherrscht man auch das Thema Layer.

CDA’s
Bevor wir zu Layern selbst kommen, muss ich hier CDA‘s erklären. Das wird später wichtig. Also was ist eine CDA?
CDA steht für Characteristic Defining Ability oder auf deutsch eine Eigenschafts-definierende Fähigkeit. Okay, Fähigkeiten kennen wir in Zusammenhang mit Magickarten und offensichtlich gibt es welche, die Eigenschaften definieren. Was ist jetzt eine Eigenschaft?
Eine Eigenschaft ist ein Teil eines Objekts, wie die Farbe, Stärke, Widerstandskraft, Manakosten, Typen und so weiter. Für eine vollständige Liste der Eigenschaften empfehle ich das Studium der CR 109.3 (Comprehensive Rules).
So und wann ist eine Fähigkeit nun eine CDA?

Die Regeln sagen, eine Fähigkeit ist dann eine CDA, wenn es eine statische Fähigkeit ist, die die Farbe, Untertypen oder die Stärke und Widerstandskraft beschreibt, außerdem auf der Karte selbst gedruckt ist, die sie beeinflusst, und auch nur diese Karte beeinflusst. Zusätzlich darf es keine Fähigkeit sein, die die Karte sich selbst gibt oder diese Eigenschaft nur festlegt, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
Aber warum müssen wir das wissen? Weil CDA’s bei Layern eine Rolle spielen. Und zwar, weil sie immer zuerst angewendet werden. Was das bedeutet, werden wir gleich sehen.

Layer
Layer (dt. Schichten) sind ein System, das verwendet wird, um festzulegen, was passiert, wenn mehrere dauerhafte Effekte angewendet werden sollen. Der erste Schritt, Layer verstehen zu lernen, ist es, zu wissen, welche Layer es überhaupt gibt und in welcher Reihenfolge sie anzuwenden sind. Um es gleich vorweg zu nehmen, man kommt leider nicht um das Auswendiglernen der Layer herum. Es existieren laut Regeln sieben Layer, die im folgenden erklärt sind:

1. Copy (Kopier-Effekte)

Der Copy-Layer ist der innerste (oder je nach Betrachtungsweise der unterste) Layer. Wie der Name schon sagt, liegen hier alle Effekte, die Dinge kopieren. Das bekannteste Beispiel hier ist wohl Klon.

2. Control (Kontroll-Effekte)

Auch der zweite Layer ist selbstbeschreibend. Verstandeskontrolle ist wohl hier das bekannteste Beispiel.

3. Text (Text-ändernde Effekte)

Der Textlayer interessiert sich für Dinge, die den Text einer Karte ändern. Diese Effekte sehen wir nicht häufig, kommen aber durchaus vor und dementsprechend müssen sie einen Platz irgendwo haben. Beispiele hierfür sind Karten wie Frisches Blut oder Wesensänderung.

4. Type (Typ-ändernde Effekte)

Dieses Layer wiederum sollten viele kennen, kommt es doch immer wieder auf verschiedenen Karten vor, zum Beispiel Von den Toten auferstehen oder Siegelschwert von Valeron.

5. Color (Farben-ändernde Effekte)

Farbwechsel sind im fünften Layer angeordnet. Früher gab es Zaubersprüche, die die Farbe von anderen Sprüchen oder bleibenden Karten änderten. Heute ist es häufig ein Zusatzeffekt, der bei Karten auftritt. Auch hier ist Von den Toten auferstehen ein gutes Beispiel. Es macht die Kreatur schließlich zusätzlich schwarz.

6. Abilities (Fähigkeiten)

Effekte, die Fähigkeiten verleihen oder wegnehmen arbeiten in diesem Layer. Die aktivierte Fähigkeit von Chromium der Wandler ist ein neuerer Vertreter dieser Art. Aber auch Froststarre ist ein gutes Beispiel.

7. Power/Toughness (Stärke und Widerstandskraft)

Dieser Layer bzw. diese Schicht hat eine Besonderheit. Er besitzt nämlich fünf Sublayer (oder Unterschichten). Er behandelt Dinge, die die Stärke und Widerstandskraft beeinflussen. Hier sehen wir auch das erste Mal explizit CDA’s erwähnt.

a. CDA (Eigenschafts-definierenden Fähigkeiten)
Was ein CDA ist, wurde ja bereits erklärt. Hier wird also angewendet, was die Stärke und Widerstandskraft einer Kreatur in einer CDA festlegt. Beispiele sind hier Tishana, Stimme des Donners oder das bekannteste, Tarmogoyf.

b. Set Power/Toughness (Stärke und Widerstandskraft setzen)
Hier wird alles angewendet, was die Stärke und Widerstandskraft auf einen festen Wert setzt. Neuere Beispiele sind hier Froststarre und Kriegsgleiter-Marodeurin.

c. Static pump (statische Pumpeffekte)
Hier werden Effekte angewendet, die keine Marken sind, aber dennoch die Stärke und Widerstandskraft ändern. Darunter zählen Auren, sowie „bis zum Ende des Zuges“-Effekte. Beispiele sind hier Ritterschlag oder Titanisches Wachstum.

d. Counter (+1/+1 Marken und -1/-1 Marken)
In diesem Sublayer werden Marken, die die Stärke und Widerstandskraft verändern, angewendet. Also alle +1/+1-Marken und -1/-1-Marken. Ein gutes Beispiel ist hier Akademie-Sceada.

e. Switch (Effekte, die Stärke und Widerstandskraft einer Kreatur vertauschen)
Und schließlich werden hier alle Effekte angewendet, die die Stärke und Widerstandskraft vertauschen. Es ist wichtig zu wissen, dass dies immer als letztes passiert. Ein Beispiel ist hier die Ersetzenseite von Ersetzen // Erfinden.

Diese Reihenfolge muss man sich leider merken, daran führt kein Weg vorbei. Es hilft sich einen Merkspruch zu überlegen. Ich zum Beispiel nutze „CoCoTeTyCAP“. Das Wort klingt so seltsam, dass es mir leicht merken kann und es sind jeweils die Anfangsbuchstaben der Layer. Wenn euch dieses Wort nicht hilft, könnt ihr euch vielleicht etwas eigenes überlegen, was ihr nutzen wollt.

Interaktion der Layer
Wie interagieren jetzt diese Layer? Nun, sie werden in dieser Reihenfolge angewendet. Und so lange nichts im gleichen Layer etwas versucht zu tun, in dem etwas anderes ebenfalls etwas tun möchte, war es das auch schon (Was in dem Fall passiert, erklären wir später). Wer schon mal nach Layererklärungen gesucht hat, wird mit Sicherheit auf eine solche Tabelle gestoßen sein:

1. Copy
2. Control
3. Text
4. Type (zuerst CDA’s)
5. Color (zuerst CDA’s)
6. Abilities
7. Power/Toughness
7a. CDA’s
7b. Festsetzen
7c. Andere Pumpeffekte
7d. Marken
7e. Vertauschen

Allerdings finde ich diese Tabelle etwas missverständlich, denn sie zählt zwar die Layer in der richtigen Reihenfolge auf, aber für die, die sich etwas bildlich vorstellen möchten, ist sie falsch herum.

7. Power/Toughness
7e. Vertauschen
7d. Marken
7c. Andere Pumpeffekte
7b. Festsetzen
7a. CDA’s
6. Abilities
5. Color (zuerst CDA’s)
4. Type (zuerst CDA’s)
3. Text
2. Control
1. Copy

Das sieht schon besser aus. Warum? Weil unser räumliches Denken oben mit als außen liegende Schicht verbindet. Wenn wir uns also eine bleibende Karte vorstellen, die aus Schichten besteht, dann stellen wir uns die oberste Schicht eben, nun ja, oben vor und wenden sie dementsprechend als letztes an, denn wir möchten ja von unten die Karte aufbauen. Die umgekehrte Tabelle entspricht mehr diesem Denken.
Aber wir reden hier über Layer, also Schichten. Und was hat noch Schichten? Richtig. Oger. Und Zwiebeln. Und deshalb ist mein persönlicher Favorit zum Darstellen der Layerstruktur das hier:


Wenn man sich das ansieht, ist klar, wie eine bleibende Karte aufgebaut ist. Niemand würde versuchen, eine Zwiebel aus ihren Schichten zusammenzubauen, indem er mit der äußersten Schicht anfängt, oder? Die Sublayer sind der Übersichtlichkeit halber hier nicht eingezeichnet, aber das Prinzip ist das gleiche.

Was jetzt noch wichtig zu wissen ist (und deshalb habe ich zu Beginn CDA’s erklärt), ist, dass CDA’s im jeweiligen Layer immer zuerst angewendet werden. So wird zum Beispiel im Colorlayer zuerst die Fahlfähigkeit (z. B. Blasenkokon) angewendet, bevor irgendeine andere farbändernde Fähigkeit ihre Auswirkung hat.

Wer jetzt also aufgepasst (oder wieder zurückgescrollt) hat, der wird feststellen, dass streng genommen der Colorlayer und der Typelayer ebenfalls aus zwei Sublayern bestehen. Nämlich CDA und alle anderen Effekte. Und jetzt wisst ihr, wie eine bleibende Karte aufgebaut ist. Sie besteht aus Schichten. Und weil ihr das jetzt wisst, folgen zwei Beispiele.

Beispiel 1: Du hast 5 Karten in der Hand. Du kontrollierst eine Kabbalische Evangelistin, die mit Ritterschlag verzaubert ist. Außerdem hast du sie mit einer Modifizierende Metamorphose verzaubert, und deine Tishana, Stimme des Donners genannt. Dein Gegner ist eingeschüchtert von Ritter Tishana und wirkt Illusorische Bandagen auf sie. Wie sieht die Kabbalische Evangelistin aus?

Antwort 1: Das wirkt vielleicht am Anfang etwas erschlagend, aber fangen wir einfach an. Wir sehen uns das erste Layer an: Copy.
Hier wirkt Modifizierende Metamorphose und macht die Kabbalische Evangelistin zu einer Kopie von Tishana, Stimme des Donners.
In Layer 2 passiert nichts, da nichts die Kontrolle ändert. Ebenso im Textlayer.
Im Typelayer (Layer 4) wird Tishana (bzw. die Evangelistin) durch Ritterschlag zusätzlich zu einem Ritter. Das heißt, sie ist nun ein Meervolk, Schamane, Ritter.
Layer 5 kümmert sich um die Farbe und hier passiert wieder nichts.
Im nächsten Layer (Layer 6) schauen wir auf Fähigkeiten. Ritterschlag gibt Tishana Erstschlag. Damit ist die Evangelistin  nun ein Meervolk, Schamane, Ritter mit Erstschlag (und du hast keine Handkarten-Obergrenze, der Lesbarkeit zuliebe, lasse ich das ab jetzt weg, aber diese Fähigkeit besitzt sie natürlich).
Im letzten Layer nun kommen wir zur Stärke und Widerstandskraft. Tishana besitzt eine CDA, die besagt, dass ihre Stärke und Widerstandskraft deinen Handkarten entspricht. Da du 5 Karten in der Hand hast, ist sie eine 5/5 Meervolk, Schamane, Ritter mit Erstschlag.
Die Illusorischen Bandagen machen Tishana zu einer 0/2. Also ist sie ein 0/2 Meervolk, Schamane, Ritter mit Erstschlag.
Im nächsten Sublayer kommen Marken zum Tragen. Diese haben wir hier nicht, also passiert hier nichts. Danach kommen andere Effekte, die die Stärke und Widerstandskraft verändern.
Ritterschlag gibt der Kreatur +2/+2. Dadurch ist Tishana nun ein 2/4 Meervolk, Schamane, Ritter mit Erstschlag. Da nichts unsere Stärke und Widerstandskraft vertauscht, sind wir hier fertig. Unser
Evangelistin ist also eine Kopie von Tishana, Stimme des Donners, die ein 2/4 Meervolk, Schamane, Ritter mit Erstschlag ist.

Beispiel 2: Du kontrollierst Unsteter Zyklop, den du mit Von den Toten auferstehen aus dem gegnerischen Friedhof wiederbelebt hast. Es liegt eine +1/+1-Marke auf ihm. Du wirkst den Ersetzenteil von Ersetzen // Erfinden und zielst nur den Zyklopen an. Danach wirkst du Blitzeinschlag auf deinen Gegner. Nachdem die Fähigkeiten des Zyklopen verrechnet wurde, wie sieht die Karte aus?

Antwort 2: Wir machen hier genau das gleiche wie eben.
Wir haben hier diesmal keine Kopier-Effekte, daher gehen wir direkt zu Layer 2. Von den Toten auferstehen gibt dir die Kontrolle über Unsteter Zyklop. Der Text des Zyklopen wird nicht geändert.
In Layer 4 ändern wir den Typ, da Von den Toten auferstehen Unsteter Zyklop zusätzlich zu einem Zombie macht. Dadurch ist der Zyklop ein 0/8 Zyklop, Schamane, Zombie.
In Layer 5 ändern wir die Farbe. Von den Toten auferstehen macht den Zyklopen zusätzlich schwarz, daher ist er nun ein schwarz-roter 0/8 Zyklop, Schamane, Zombie.

In Layer 6 kümmern wir uns um die Fähigkeiten. Da hier nichts etwas ändert, verursacht er weiterhin Trampelschaden und besitzt seine ausgelöste Fähigkeit.
Kommen wir zum interessanten Teil und zu Layer 7. Auch hier gibt es keine CDA (keine Sorge, es kommen schon noch Beispiele mit CDA), daher passiert hier nichts. Kein Effekt setzt die Stärke und Widerstandskraft auf einen bestimmten Wert.
Es liegt eine +1/+1-Marke auf dem Zyklopen, daher wird er hier, in diesem Layer zu einer 1/9-Kreatur. Durch seine eigene Fähigkeit erhält der Zyklop +1/+0 (durch Ersetzen) und +2/+0 (durch den Blitzeinschlag), daher ist er nun eine 4/9-Kreatur.
Und schließlich wird im letzten Layer die Stärke und Widerstandskraft vertauscht. Dadurch wird der Zyklop zu einem 9/4 schwarz-roten Zyklop, Schamane, Zombie. Wir ihr seht, ist es unabhängig vom Zeitpunkt, an dem die Stärke erhöht wurde. Das Vertauschen passiert immer als Letztes.

Und wenn ihr das bis hierhin verstanden habt, habt ihr den ersten Schritt zum Verstehen von Layern gemeistert. Beim nächsten Mal erkläre ich euch, was passiert, wenn mehrere Effekte versuchen, etwas im gleichen Layer zu tun.

Weiter geht es mit dem Thema Layer im zweiten Teil des Artikels.