Kommunikation
Das Wichtigste ist, mit der Person, die besondere Bedürfnisse hat, zu sprechen, zuzuhören und zu fragen, was genau er braucht und wie du helfen kannst; du solltest nicht annehmen, dass du weißt, was in diesem Fall hilft. Falls dir der Spieler seine Bedürfnisse mitteilen kann, bist du wahrscheinlich in der Lage eine bessere Lösung zu finden als der Spieler selbst im Kopf hatte. Aber es ist äußerst wichtig, das sehr respektvoll zu tun: Stelle die Bedürfnisse des Spielers nicht in Frage und nimm seine Bitte ernst. Es passiert, falls überhaupt, extrem selten, dass ein Spieler um eine besondere Behandlung bittet, die er nicht benötigt.
Falls du in diesem Moment nicht genug Zeit hast, um zu reden, äußere das klar und deutlich. Wenn du zum Beispiel gerade den letzten Ergebniszettel der Runde zum Scorekeeper bringen willst, als dich ein Spieler anspricht, ist das sicher nicht der beste Zeitpunkt, um diesem Spieler deine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Meistens brauchst du auch nur ein paar Sekunden, um das zu erklären. Sag ihm, dass du sofort für ihn da bist, sobald du deine aktuelle Aufgabe erledigt hast und sag ihm, wann und wo ihr euch treffen wollt. Falls das der Beginn der nächsten Runde sein soll, sag direkt, dass du natürlich Extra-Zeit vergeben wirst. Dadurch wird das Turnier nicht für alle länger, aber du kannst dem Spieler trotzdem die Aufmerksamkeit schenken, die er benötigt und verdient. Der springende Punkt hierbei ist, klar zu kommunizieren, warum du im Moment keine Zeit hast, aber dass du ein paar Minuten später Zeit haben wirst und dass es die Turniererfahrung des Spieler nicht negativ beeinflussen wird.
Beziehe andere in deine Lösungen mit ein
Eines meiner Lieblingszitate von Andy Heckt ist: “Falls du etwas alleine machst, machst du es falsch.” Sobald du die speziellen Bedürfnisse eines Spielers verstanden hast, überlege dir, wen du in die Lösung mit einbeziehen kannst oder solltest. Eventuell ist es der Scorekeeper, der Turnier-Organisator, ein anderer Judge, aber sehr wahrscheinlich wird der Spieler selbst daran beteiligt sein. Ihn dazu ermächtigen, selbst Teil der Lösung zu sein und die Zügel in die Hand zu nehmen, stärkt zum einen sein Selbstbewusstsein und lässt die Lösung wahrscheinlicher funktionieren. Sei kreativ, sei aktiv und hab keine Angst, Vorschläge zu machen oder neue Dinge auszuprobieren, aber nimm auch Feedback von Anderen an.
Sorg für ein faires und angenehmes Turnier
Es ist eine deiner Hauptaufgaben als Judge ein schönes Turnier auf die Beine zu stellen, bei dem alle Spieler gleich und gerecht behandelt werden. Das heißt, dass es Grenzen für die Dinge gibt, die du tun kannst und wir müssen dafür sorgen, dass alle Spieler die Regeln einhalten. Andere Spieler verstehen normalerweise, dass manche Personen besondere Bedürfnisse haben, aber du solltest dich darauf einstellen, dass du erklären musst, dass du manchen Spielern keinen Vorteil verschaffst, sondern nur Nachteile verringerst. Sei großzügig, wenn du bei Bedarf Extra Zeit gibst, aber respektiere den Spieler genau so wie andere Spieler und dazu gehört auch, dass du ihn für seine Taten verantwortlich hältst. Das beinhaltet zum Beispiel, die Deckliste zu spät abzugeben, mehrdeutige Namen aufzuschreiben (eventuell wegen Legasthenie) oder die Bibliothek des Gegners umzuwerfen – dies sind immer noch Regelverstöße und sollten so behandelt werden. Mach dir nicht zu viele Sorgen um Outside Assistance (oder Beschwerden darüber), falls ein Spieler einen Helfer mitbringt, um zu mischen, Lebenspunkte aufzuschreiben … , solange der Spieler seine Entscheidungen alleine trifft.
Ein paar Beispiele, wie wir als Judges helfen können:
- Falls du siehst, dass ein Spieler Probleme hat, einen Sealed Pool zu registrieren, frag ihn, ob er Hilfe braucht. Es kann sein, dass er an Legasthenie leidet und vielleicht hilft es ihm, wenn du ihm zeigst, dass er die Karten auch anhand der Sammlernummern anstatt alphabetisch sortieren kann – dies nimmt eventuell schon einige Last von seinen Schultern.
- Vor Turnierbeginn hat der Head Judge oft ein Zeitfenster, in dem er künstlerisch veränderte Karten oder Hüllen beurteilt. Du kannst dann auch anbieten, dir Decklisten anzuschauen, ob du alle Karten eindeutig identifizieren kannst.
- Überlege dir, ob du gleich zwei feste Tische anbietest, so dass der Spieler mit besonderen Bedürfnissen immer neben seinem Freund sitzen kann, der ihm zum Beispiel beim Mischen hilft.
Auch wenn manche Spieler etwas mehr Hilfe benötigen, um ins Turnier zu kommen als andere, haben alle Spieler ein faires und schönes Turnier verdient und ich hoffe, dass dieser Artikel dich mit ein paar neuen Mitteln ausgestattet hat, um das zu erreichen.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und viele Grüße,
Dustin.
Anmerkung des Übersetzers: In diesem Bericht wurde immer von einem Spieler (er, sein) gesprochen. Dies liegt nicht daran, dass ich alle anderen bewusst ausschließen möchte oder nicht darüber nachgedacht habe, sondern dass jeder Versuch, es allgemein zu formulieren – auch wegen fehlender geschlechtsneutraler Pronomina – zu fast unverständlichen Satzkonstruktionen führte.
Deutsche Übersetzung von Christian Gienger
Deutsche Überarbeitung: Robert Wenke, Mathias Grontzki