Evolutionssprung: Ixalan

Das aktuelle Magic-Set Ixalan ist bereits seit ein paar Wochen legal, doch es hat uns nicht nur neue Karten gebracht, sondern auch ein paar neue und geänderte Regeln. Martin Hergeth und Helge Stoffregen haben für euch die Magic-Spielregeln, sowie die Turnierregeln und den Infraction Procedure Guide durchgearbeitet und die wichtigsten Änderungen für euch herausgeschrieben.



Mit dem Regelupdate zu Ixalan gibt es wie gewohnt auch neue Policy in MTR und IPG. Diesmal sind es nur drei recht kleine Neuerungen.


Missed Trigger

Manche Trigger sind formuliert als “You may do X. When you do, Y.” z. B. Heart-Piercer Manticore oder Exert Trigger. Wenn ein Spieler die optionale Aktion durchführt, dann aber nicht den Trigger explizit erwähnt ist der Trigger nicht missed. Wenn ich also mit Glorybringer angreife und sage “Ich exerte den”, dann aber kein Ziel bestimme ist das eine GRV, nicht Missed Trigger.

 

Outside Assistance

Wenn ein Spieler Informationen oder Hilfe von jemandem außerhalb des Spiels erhält, zerstört dies die Integrität des Matches und man erhält deswegen ein Match Loss.
Wenn ein Spieler sich Notizen vor dem Match anfertigt und während eines Spiels anguckt , begeht er Outside Assistance, aber diese Informationen dürfte er sich ja nach dem Spiel angucken. Deswegen gibt es jetzt eine Downgrade Option für solche Fälle. Die Strafe ist dann nur ein Game Loss.
Wenn z. B. ein Spieler das erste Spiel gewinnt und schaut sich dann seinen Sideboard Plan an, vergisst aber den vor dem nächsten Spiel wegzupacken. Da er dann während des zweiten Spiels Notizen von vor dem Match sieht, beschädigt er die Integrität dieses Spiels. Aber zwischen dem zweiten und dritten Spiel dürfte der Spieler diese Notizen wieder sehen. Das heißt durch den Game Loss springen wir quasi bis zu dem Zeitpunkt vor, wo der Spieler wieder die Notizen sehen darf.

Optionale Aktionen des Gegners

Manche Karten haben einen Effekt den der Gegner ausführen darf, aber nicht muss. Bisher hat es gereicht wenn der Gegner diesen Effekt nicht gemacht hat um zu zeigen, dass er ihn nicht machen möchte. Jetzt muss der Gegner aktiv bestätigen den Effekt nicht machen zu wollen.
Dies bedeutet, dass bei z. B. Path to Exile es nicht mehr reicht wenn der Gegner sich kein Land aus seinem Deck sucht. Jetzt muss der Besitzer vom Path to Exile seinen Gegner fragen ob er dies nicht möchte.
Achte hierbei darauf, dass der Gegner einfach nur bestätigen muss, eine Aktion nicht ausführen zu wollen. Wie er das macht ist egal. Das heißt bei Karten wie Censor reicht es wenn der Gegner seinen Spell in den Friedhof legt, er muss nicht laut ansagen, nicht bezahlen zu wollen.
Wenn ein Spieler diese Regel bricht erhält er ein Warning für Communication Policy Violation. Da dies ein Tournament Error ist, wird es auch direkt beim zweiten mal geupgraded. Die Additional Remedy ist ein Backup bis zur optionalen Aktion. Also im Fall von Path to Exile wird gerewinded in die Mitte des resolven und der Gegner erhält dann die Option sich ein Land herauszusuchen.


Die Ixalan-Änderungen der Spielregeln beziehen sich nicht nur auf die Ixalan-Karten, sondern lösen auch (etwas im Nachhinein) Probleme mit Commander 2017 Karten. Außerdem wurden viele Unklarheiten die sich im Laufe der Jahre in den Comprehensive Rules angesammelt haben beseitigt.

Die für euch wichtigsten Regeländerungen, welche ggf. in bekannten Situationen zu neuen Ergebnissen führen oder zuvor undefinierte Situationen klarifizieren, habe ich hier für euch zusammengefasst.

Almosensammler


Da der Almosensammler das Ziehen von zwei oder mehr Karten ersetzt (replacement) brauchen wir eine neue Regel, welche dies überhaupt erlaubt: Bisher wurde ein Ziehen von X Karten in X Schritte von “Ziehe ein Karte” aufgelöst, bevor andere Effekte dies modifizieren konnten. Die neue Reihenfolge ist also:

  • Anwendung der Replacement Effekte die das Ziehen mehrerer Karten modifizieren (derzeit nur o.g. Almosensammler)
  • Auflösen in mehrmaliges Ziehen von je einer einzelnen Karte
  • Anwendung aller Replacement Effekte die sich nur auf das Ziehen einer Karte beziehen


Achtet hierbei auch auf den Wortlaut der Karte die das Ziehen verursacht. Zwei oder mehr Karten ziehst du nur dann, wenn der Effekt tatsächlich “Ziehe zwei”, “Ziehe X”, “Ziehe eine Karte für jede(n/s)” sagt. Die Instruktion “Ziehe eine Karte […] ziehe eine weitere Karte” wird nicht ersetzt.

Beispiel:
Dein Gegner kontrolliert Almosensammler, du hast eine Golgari-Braunschuppe oder andere Karte mit Ausgraben in deinem Friedhof und sprichst Weissagung. Bevor du dich entscheiden kannst ob du Ausgraben anwenden möchtest, muss zuerst das Ziehen der zwei Karten durch das jeweilige Ziehen einer Karte von dir und deinem Gegner ersetzt werden. Erst danach kann Ausgraben genutzt werden, anstatt die eine Karte zu ziehen.


Ziehen mehrerer Karten und Kartenzieh-Verbote


Die Regeln von Effekten welche das Ziehen von mehr als einer Karte verbieten (z.B. Spirit of the Labyrinth) wurden klar gestellt. Wenn ein Effekt oder Kosten dir die Möglichkeit “du kannst X Karten ziehen” geben, darfst du diese Option nicht wählen, wenn du nur noch weniger als X Karten in diesem Zug ziehen darfst. Dies ist vergleichbar mit anderen Regeln, wie “du kannst 2 Kreaturen opfern” wenn du nur eine Kreatur kontrollierst.

Beispiel:
Wenn ein Spirit of the Labyrinth auf dem Feld liegt, kannst du dich bei der ausgelösten Fähigkeit (Trigger) eines Champion des Scharfsinns nicht dazu entscheiden, zwei bzw. vier Karten zu ziehen.


Planeswalker-Einzigartigkeit

Planeswalker haben jetzt keine spezifische Regel mehr, welche dich bei mehreren Planeswalkern mit dem gleichen Subtyp unter deiner Kontrolle dazu zwingt, alle bis auf einen in deinen Friedhof zu legen. Stattdessen haben alle bisherigen Planeswalker ein Errata erhalten und sind nun Legendär. Die Planeswalker in Ixalan sind bereits mit dem Supertyp Legendär gedruckt.

Beispiel:
Es ist nun möglich, sowohl Liliana of the Veil, als auch Liliana, the Last Hope gleichzeitig auf dem Feld zu kontrollieren.



Wer ist der verteidigende Spieler?


Dank der Portalmagierin mussten die Regeln die den verteidigenden Spieler bzw den Spieler der angegriffen wird definieren von “der Spieler der angegriffen wurde” geändert werden zu “der Spieler der derzeit angegriffen wird”.

(Portal Mage ermöglicht es, dass eine Kreatur von Spieler A als Angreifer gegen Spieler B deklariert wird, dann aber als angreifende Kreatur auf Spieler C wechselt und dieser somit der verteidigende Spieler wird)

Die folgende Änderung ist ein absoluter Cornercase wie er selbst in komplexesten Commanderrunden nicht auftaucht. Ich möchte sie den Regelversessenen unter euch aber dennoch nicht vorenthalten:

 

Blutmond und Demut funktionieren jetzt anders


Bei der Anwendung von Replacement-Effekten während ein Permanent das Feld betritt, schauen wir nun zuerst wie das Permanent auf dem Feld aussehen würde, inklusive aller eigener und globaler statischer Effekte, sowie aller bereits angewendeten Replacement-Effekte die dieses Permanent modifizieren, bevor wir weitere Replacement-Effekte anwenden.
Konkret heißt dies, dass unter anderem alle Länder respektive Kreaturen die “als Kopie”, “mit Marken” oder “getappt” ins Spiel kommen, dies unter Blutmond bzw. Demut nicht mehr tun.

Beispiel: Ein Spieler spielt Dunkle Tiefen während ein Blutmond liegt. Nach den alten Regeln wäre dieses ein Gebirge mit 10 Eismarken. Nach den neuen Regeln kommt es einfach als Gebirge ins Spiel.

Replacement-Effekte und das Ersetzen von Spielregeln und Kosten


Wenn eine Spielaktion, welche kein Effekt ist, durch einen Replacement-Effekt verändert wird, gilt diese Aktion danach als Effekt und kann ihrerseits durch weitere Replacement-Effekte modifiziert werden, welche die Einschränkung “falls ein Effekt” besitzen.

Beispiel: Kalitas, Verräter von Ghet und Prozession der Gesalbten liegen auf dem Spielfeld. Nach den bisherigen Regeln musste unterschieden werden, ob eine gegnerische Kreatur aufgrund einer Spielregel (Schaden, -1/-1 Marken, Legendenregel, etc.) oder aufgrund eines Effekts (Zerstören, Opfern, etc.) stirbt, da nur bei letzterem die Prozession den Spielstein verdoppelte. Da dies höchst unintuitiv für Spieler war, kann die Prozession nun immer Kalitas’ Effekt modifizieren. Egal warum die Kreatur stirbt, der Beherrscher von Kalitas erhält 2 Spielsteine.

Phasing AKA (de)stabilisieren


Spielsteine die destabilisiert werden hören nichtmehr auf zu existieren, sondern werden wie andere Permanents im Enttapsegment stabilisiert. Als vor einigen Jahren die Regeln geändert wurden, so dass Spielsteine die das Spiel verlassen nicht mehr in dieses zurückkehren können, hat man dies auch für Phasing eingeführt. Da Phasing aber anders als die Flicker-Effekte funktioniert, gab es dafür eigentlich keinen Grund, daher wurde diese Regel wieder abgeschafft.

Beispiel: Ein Spieler kontrolliert einen Schmetterschädel der an den dazugehörigen Keim-Spielstein angelegt ist. Sein Gegner wirkt ein Saphiramulett mit dem Modus “destabilisiere eine Kreatur, die ein Gegner kontrolliert” auf den Keim und dieser destabilisiert zusammen mit allen an ihn angelegten Permanenten (sprich dem Schmetterschädel). Laut den bisherigen Regeln hörte nun der Spielstein auf zu existieren, und der Schmetterschädel konnte nie mehr stabilisieren, da er selbst nur “passiv” destabilisiert war. Dies ist nun nicht mehr der Fall, und der Keim stabilisiert sich mitsamt dem Schmetterschädel im nächsten Enttapsegment des Spielers.

Schlusswort
Alles in allem bringt dieses Regel-Update viele wichtige Änderungen mit sich, welche das Spiel intuitiver machen und Unklarheiten beseitigen. Hoffentlich wird Eli Shiffrin als Regel-Manager auch weiterhin so gute Arbeit leisten. Wir Judges werden euch natürlich auch in Zukunft auf diesem Blog mit aktuellen Regeländerungen auf dem laufenden halten 🙂

 

Artikel von Martin Hergeth und Helge Stoffregen Redaktionelle Bearbeitung von Mathias Grontzki