Immer Wachsam: Bericht zum Praxisworkshop JTQ

 

Am 4. März 2017  nahm ich am sogenannten JTQ (Judge Tournament Qualifier) teil – einem Praxisworkshop für angehende L2s in Frankfurt. Der JTQ ist ein neuer Workshop, der sich gerade in der Testphase befindet. Hier soll L1 Judges sowohl eine Möglichkeit zum Lernen gegeben werden, als auch die Möglichkeit, eine Empfehlung von einem L2+ Judge zu erhalten, die für das Erreichen von Level 2 notwendig ist. Der Workshop wurde von drei L2 Judges und einem L3 Judge des deutschen L2 Mentorprogramms geleitet. Die Teilnehmer waren ein sehr neuer L2 Judge, zwei L1 Judges, die kurz vor ihrem L2 Test standen und ich – ein L1 Judge, der L2 werden will und um Aufnahme in das Mentorprogramm gebeten hat, aber noch keine Sitzungen hatte. Ich durfte dennoch an dem Workshop teilnehmen, denn das Ziel war tatsächlich, den Workshop zu testen und zu schauen ob er für angehende L2 Sinn ergibt.
In diesem Bericht möchte ich zusammenfassen, was in dem Workshop passierte, meine Meinung
zur Nützlichkeit des Workshops wiedergeben und einige Empfehlungen und Vorschläge für zukünftige Workshops machen.

 

Vorbereitung:
Als Vorbereitung für den Workshop sollte jeder Teilnehmer vier Fragen beantworten – entweder ausformuliert oder in Stichworten. Die Fragen waren gut ausgewählt und reflektierten die Aufgaben, die einen L2 Judge erwarten. Ich beantwortete die Fragen in ausformulierter Form und hatte letztlich zwei Seiten getippten Text, was am oberen Ende des Erwarteten sein sollte. Da der Workshop für Judges ausgelegt ist, die fast bereit sind ihren L2 Test zu machen, wurde ein gründliches Wissen der Comprehensive Rules, der Magic Tournament Rules und des Infraction Procedure Guides empfohlen.

Einleitung:
Der Workshop startete mit einer kurzen Vorstellung des Tagesablaufs. Dann stellte sich jeder Teilnehmer (Mentoren und Mentees) vor.

 

Hausaufgaben:
Nach der Einleitung wurden die Fragen, die jeder vorbereiten sollte, diskutiert. Jede Frage wurde zunächst von einem Teilnehmer mithilfe seiner Notizen beantwortet, dann hatten die anderen die Gelegenheit, etwas hinzuzufügen oder zu korrigieren. Jede Frage wurde von einem anderen Teilnehmer beantwortet. Zu jeder Situation stellten die Mentoren weitere Fragen, die dieses Thema betrafen und versuchten sogar die Situation so kompliziert wie möglich zu machen, um zu sehen wie wir damit umgehen würden.

 

 

Zufällige Situationen:
Im zweiten Teil des Workshops wurden wir in Vierergruppen aufgeteilt – zwei Mentoren und zwei Mentees. Die Mentoren suchten sich eine zufällige Situation aus, bereiteten alles vor und dann spielten wir einen Judgecall, wobei die Mentoren als Spieler auftraten, einer der Mentees war der Floor-Judge, der andere der Head-Judge. Da der Workshop für angehende L2 konzipiert ist, waren alle Situationen REL competitive. Wieder versuchten die Mentoren oft, die Situation kompliziert zu gestalten.

 

 

Investigations:
Auf die zufälligen Situationen folgte eine kurze Phase, in der wir mit Investigations konfrontiert wurden. Unsere Aufgabe war es, die richtigen Fragen zu stellen, um eine Entscheidung treffen zu können.

 

 

 

 

Debriefing:
Beim Debriefing konnte jeder seine Gedanken zum Tag wiedergeben, erzählen was er nützlich fand und was nicht, und Empfehlungen für zukünftige Workshops geben. Außerdem konnte man um persönliches Feedback zur eigenen Performance während des Workshops bitten.

Follow-up:
Als Follow-up des Workshops erhielt ich ein Review über meine Performance und über die Dinge, an denen ich noch arbeiten muss, auf meinem Weg zum L2. Außerdem wurde jeder Teilnehmer ermutigt, einen Bericht über den Workshop zu schreiben.

 

Nützlichkeit des Workshops

Die Hausaufgaben stellten sich als sehr nützlich heraus, da ich gezwungen war, bestimmte Aspekte des Level 2 Judge-Seins zu durchdenken und meine Gedanken strukturiert und klar verständlich auf Papier zu bringen. Während der Diskussion der Hausaufgaben stellten uns die Mentoren vor sehr komplexe Situationen, die zwar selten passieren, mit denen wir aber konfrontiert werden könnten, sobald wir Level 2 sind. Der Workshop gab uns die Gelegenheit, in einer sicheren Umgebung zu lernen, wie wir mit solchen Situationen umgehen können. Obwohl ich eindeutig nicht genug vorbereitet war für die zufälligen Situationen, da ich gerade erst begonnen hatte für den L2 Test zu lernen, stellten sie sich für mich als extrem nützlich heraus. Zum ersten Mal befand ich mich in der Situation, der Head-Judge zu sein, der eine Entscheidung treffen musste, obwohl die Situation nicht zu 100% klar war. Diese Erfahrung ist wahrscheinlich das Wichtigste, das ich von diesem Workshop mit Heim genommen habe. Obwohl ich wusste, dass L2s oft Head-Judges sind, hatte ich nie wirklich darüber nachgedacht, wie sich das anfühlt oder wie es sein würde. Ich bin sogar der Meinung, dass jeder Judge, der L2 Judge werden will, einmal in dieser Situation gewesen sein sollte, bevor er den Test macht, da dies sogar seine Meinung und seine Ziele noch ändern könnte. Nicht jeder ist in der Lage, einen Spieler auf der Grundlage einer persönlichen Einschätzung und dem Bericht eines Floor Judges zu disqualifizieren. Auch diejenigen, die dazu in der Lage sind, sollten zumindest einmal durch diesen Prozess durchgegangen sein, um zu wissen, wie es sich anfühlt und wie es gemacht wird.
Außerdem empfand ich die Komplexität der Probleme, die uns präsentiert wurden, als sehr nützlich. Ähnlich wie bei den Situationen während der Hausaufgabendiskussion, waren die zufälligen Situationen oft sehr kompliziert, mit vielen Möglichkeiten, Dinge zu übersehen und vielen Fallen, in die man tappen konnte. Obwohl mich dies oft frustrierte, da ich viele Fehler machte, war ich dennoch sehr froh, die Chance zu haben, zu lernen mit diesen Situationen umzugehen – in einer Umgebung in der Fehler keine Magic Spieler unglücklich machen.

Ein sehr wichtiger Teil des Workshops ist das Debriefing. Da der Workshop gedacht ist für Judges, die kurz vor ihrem L2 Test sind, ist das Feedback der Mentoren sehr nützlich um zu entscheiden, ob du bereit bist den Test zu machen, oder ob du dich auf bestimmte Themen besonders konzentrieren solltest. Der Workshop bietet sogar die Möglichkeit, am Ende den L2 Test zu machen, zusammen mit der Empfehlung eines der Mentoren. Da es in Deutschland an Möglichkeiten mangelt, den Test zu machen – wie beispielsweise großen Turnieren – ist schon dies ein sehr nützlicher Teil des Workshops.

 

Empfehlungen/Ideen für zukünftige Workshops

Im Vorfeld hätte ich mir mehr Informationen zur Location gewünscht: Ort und Zeit des Treffpunkts, sowie Informationen zur Verpflegung vor Ort hätten die eigene Planung einfacher gemacht. Außerdem wäre es schön gewesen, einen Ablaufplan des Events vorab zugeschickt zu bekommen, um die eigene Vorbereitung zu verbessern.
Nach dem Hausaufgabenteil war ich ein wenig frustriert, weil die Frage, die mir gestellt wurde, diejenige war, über die ich am meisten geschrieben hatte, aber nichts davon konnte ich berichten, weil wir die Frage in einem Rollenspiel bearbeiteten, bei dem ich direkt am Anfang einen Fehler machte. Danach ging es fast die ganze Zeit nur noch darum, wie man sich benimmt, nachdem man einen solchen Fehler gemacht hat. Das war natürlich sehr nützlich, aber nichtsdestotrotz frustrierend. Ich würde vorschlagen, die Antwort auf eine Frage der Hausaufgabe komplett anzuhören, bevor man mit etwas anderem anfängt (wie einem Rollenspiel). Außerdem, wie ich auch schon während des Debriefings vorgeschlagen habe, wäre ein Whiteboard oder Flipchart sehr hilfreich, um Stichworte zu den Antworten zu notieren.
Für die zufälligen Situationen würde ich vorschlagen, diese vorher vorzubereiten, um die Wartezeiten für die Mentees zu verkürzen. Auf diese Weise wären auch ein paar kurze Pausen für die Mentoren möglich, ohne viel Zeit zu verlieren. Man könnte die Situationen vorher auswählen, die Karten/Decks vorbereiten, sodass man die Situation schnell aufbauen kann, und über die Art und Weise, wie die Situation gespielt werden soll, mit dem anderen Mentor diskutieren, usw. Während des Workshops müsste man nur noch die Situation auswählen und die Karten auslegen.
Zusätzlich denke ich, dass es eine gute Idee wäre, den Mentees eine Möglichkeit zu bieten, das Feedback geben und Informationen für einen Review sammeln zu üben. Vielleicht könnte der Head-Judge den Floor-Judge während seinen Calls beobachten und einige Notizen machen, damit die Judges sich nach den Zufallssituationen gegenseitig Feedback geben können.

 

Schlussfolgerung und einige abschließende Gedanken

Ich denke der Workshop ist sehr nützlich für angehende L2 Judges. Sie bekommen einige Erfahrung darin, wie es sich anfühlt, Head-Judge zu sein und wie man mit schwierigen Situationen umgeht. Der Workshop erlaubt es einem, seine Stärken zu zeigen und seine Schwächen zu finden und zu erfahren wie man an ihnen arbeiten kann. Dennoch möchte ich anmerken, dass ich glaube, dass es einige Leute gibt, für die der Workshop nicht das Richtige ist. Zum einen kann/will nicht jeder schauspielen, dies ist jedoch ein sehr wichtiger Teil des Workshops. Jeder Teilnehmer sollte sich bewusst sein, dass von ihm erwartet wird zu schauspielen, bevor er sich entscheidet am Workshop teilzunehmen. Zum zweiten kann der Workshop sehr frustrierend sein für die Mentees, da die Mentoren versuchen, sehr komplizierte Situationen hervorzurufen. Ich könnte mir vorstellen, dass eine Person aufgrund der frustrierenden Erfahrungen beschließt, doch nicht L2 zu werden. Auch hier halte ich es für sehr wichtig, die Teilnehmer vorher zu informieren, dass die Situationen im Workshop speziell so ausgelegt sind, dass sie schwierig sind und dass dies zu Frust führen kann.

Abschließend kann ich jedoch sagen, dass mir die Teilnahme an dem Workshop sehr viel Spaß gemacht hat. Die Mentoren waren sehr freundlich und die Atmosphäre war großartig. Wir haben viel gelacht und geredet und der Tag war die zwei Stunden Fahrt (was keine lange Fahrt war, verglichen mit den Distanzen, die einige der Mentoren zurückzulegen hatten) vollkommen wert. Obwohl dies nur der Beta Test des Workshops war, waren die Mentoren sehr gut vorbereitet und ich hatte nie das Gefühl, dass etwas schief läuft.

 

Artikel von Nicole Weber Redaktionelle Bearbeitung von Daniel Maier