Trickreichtum: Motivationen um Magic Judge zu werden

Motivationen um Magic Judge zu werden

Willkommen zu unserem heutigen Artikel, der sich besonders an diejenigen unter euch wendet, die ein Interesse daran haben, Magic Judge zu werden. Auch für alle Leser, die gerne mehr über die Arbeit von uns Judges erfahren wollen, kann dieser Artikel interessant sein.
In diesem Artikel geht es darum, dass ich in den letzten Jahren immer wieder mit angehenden Judges oder auch mit Magic Spielern, die ein Interesse daran zeigten, vielleicht mal Judge zu werden, darüber geredet habe, warum sie Judge werden wollen. Dabei bekam ich die verschiedensten Antworten. Viele davon haben was damit zu tun, dass die Kandidaten ihre Community voran bringen wollen oder Spielern helfen wollen und das sind auch ganz wundervolle Gründe, Judge zu werden. Genauso höre ich auch hin und wieder Begründungen, warum man Interesse am Judgedasein hat, die mich persönlich weniger überzeugen. Diese basieren auch teilweise darauf, dass man falsche Vorstellungen davon hat, wie genau die Arbeit und die Aufgaben eines Judges aussehen.
Ein paar dieser guten und weniger überzeugenden Begründungen, warum eine Person Judge werden möchte, möchte ich heute mit euch gemeinsam betrachten und dabei auch genauer auf die eigentliche Rolle des Judges eingehen. Vielleicht räume ich dabei auch mit der ein oder anderen falschen Vorstellung auf, welche uns Judges betrifft.
Schauen wir uns ein paar der Motivationsgründe an, um Judge zu werden, die ich schon öfter gehört habe.

 

Ich interessiere mich sehr für die Magic Regeln

Genau genommen ist dies in meinen Augen weder ein guter, noch ein schlechter Grund, Judge zu werden. Es ist eher eine Grundvoraussetzung. Die Regeln von Magic: The Gathering ändern sich im laufe der Jahre immer wieder. Es kommen zu jeder Edition neue Fähigkeiten hinzu, manchmal werden alte Regeln geändert und auch die Magic Turnierregeln werden hin und wieder angepasst. Zu guter letzt wird auch einfach von den meisten Spielern erwartet, dass ein Judge zumindest den Großteil aller Regelfragen korrekt beantworten kann. Ein großes Interesse an Regeln und die Bereitschaft hier immer auf dem neusten Stand zu sein, sind also essentiell als Judge. Ich glaube, die meisten Personen, die ein Interesse am Judgen haben, erfüllen die Bereitschaft, sich mit den Regeln auseinander zu setzen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass allgemein bekannt ist, dass man diese als Judge beherrschen muss.

 

Ich möchte Judge werden um Spielern zu helfen

Falls man den Spielern in seiner Community helfen möchte, bei Regelfragen oder Spielfehlern, so muss man natürlich nicht zwingend Judge werden. Es gibt immer noch Magic Stores, in denen solche Probleme unter Spielern gelöst werden. Aber das Aufgabengebiet eines Judges umfasst mehr als nur Regelfragen zu beantworten.
Judges haben dafür zu sorgen, dass eine angenehme und positive Atmosphäre auf ihren Turnieren herrscht. Keine Person, die an einem Turnier teilnimmt, ob nun als Spieler, Zuschauer, Judge oder Turnierorganisator soll sich belästigt, beleidigt oder gar bedroht fühlen, durch das Verhalten anderer Turnierteilnehmer. Um dies sicher zu stellen, haben wir Judges Sanktionierungsmöglichkeiten und können ein solches unerwünschtes Verhalten an Wizards of the Coast weiterleiten. Außerdem werden Judges auch auf Judgekonferenzen auf solche Situationen vorbereitet.
Meiner Erfahrung nach kann es passieren, dass Spielergemeinschaften ohne einen engagierten Judge, hier ein Defizit aufweisen. Spieler fühlen sich oftmals nicht zuständig dafür, sich mit anderen Spielern und deren Verhalten, dass sich negativ auf die Turnieratmosphäre auswirkt, entsprechend auseinander zu setzen. Die Aufgabe, eine positive Turnieratmosphäre sicher zu stellen, halte ich für eine der wichtigsten Aufgaben eines Judges. Denn um eine Regelfrage zu beantworten, braucht man nicht zwingend einen Judge. Jedes Smartphone kann, über eine Internetsuche, für viele Regelfragen eine Antwort finden (ob diese dann korrekt ist, sei mal dahin gestellt). Auch manche sehr erfahrenen Spieler können Regelfragen zufriedenstellend beantworten. Regelfragen beantworten zu können, ist wichtig, aber Judges sind keine reinen “Regelbeantwortungsmaschinen”.
Um es in der Magicsprache auszudrücken: Falls jemand daran interessiert ist, Judge zu werden und diese Person auch ein starkes interesse daran hat, dass auf Turnieren jeder Teilnehmer, unabhängig seines Geschlechts, seines Alters, seiner Herkunft oder seiner sexuellen Orientierung, ein positives Turniererlebnis erfährt, so trägt diese Person wohl einen Judgefunken in sich, der darauf wartet entzündet zu werden.

 

Ich interessiere mich dafür, unsere Community und unseren Store zu unterstützen

Seine Community voran zu bringen und seinen Store zu unterstützen gehört zu den grundlegenden Aufgaben eines Level 1 Judges.
Offiziell zertifizierte Judges haben meist einen Vertrauensvorsprung im Umgang mit Turnierorganisatoren und Spielern. Deshalb haben Judges es einfacher, bei Magic bezogenen Streitfällen zwischen Turnierorganisator und Spielern, und auch bei Streitfällen zwischen einzelnen Spielern, zu vermitteln. Bis heute gibt es Magic Stores, die keinen zertifizierten Judge haben und in solchen Problemfällen fehlt dann leider oft ein neutraler Vermittler.
Wir stehen Turnierorganisatoren auch beratend zur Seite. Zum Beispiel kann ein Judge die Wünsche der Spieler an den Ladenbesitzer weitergeben, falls diese sich selbst nicht trauen, den Ladenbesitzer darauf anzusprechen. Auch können Judges dabei helfen den ersten PPTQ zu organisieren und den Ladenbesitzer dabei beraten, was man für ein solches Turnier alles braucht und ihn unterstützen einen Level 2 Judge zu finden, der dieses Turnier leitet.

 

Eingangs habe ich bereits erwähnt, dass ich leider auch immer wieder Motivationsgründe höre, aus denen manche Personen Magic Judges werden wollen, die vielleicht auf falschen Vermutungen gründen. Dazu gehören besonders die folgenden Gründe.

 

Als Judge bekomme ich tolle Foil Promos!

Ja, Judge Foils existieren. Und ja, manche dieser Karten haben auch einen gewissen finanziellen Wert. Ich glaube, zu diesen Thema gibt es besonders viele Mythen. Um diese endlich aufzulösen, lasst uns offen über dieses Thema reden.
Mit dem aktuellen System bekommt man Judge Foils auf zwei Wegen: Der erste wäre, an einer Judgekonferenz teilzunehmen. Die Karten, die man dort bekommt können beispielsweise die Reise- und Übernachtungskosten, die man als Judge selbst zu tragen hat, etwas abfangen. Die meisten Teilnehmer einer solchen Konferenz werden eher froh sein, wenn sie mit diesen Karten ihre angefallenen Kosten decken können. Ein anderer Weg wäre, eine sehr gute und sprichwörtlich exemplarische Arbeit als Magic Judge zu leisten. Dazu gehört es, Dinge zu tun, die über das eigene Judgelevel hinausgehen.
Löst man zum Beispiel auf Turnieren brenzliche Situationen auf beeindruckende Art und Weise, gilt das als exemplarisch. Viel Einsatz neben den eigentlichen Aufgaben eines Judges zu zeigen gehört ebenfalls dazu, ebenso wie die Beteiligung in Judge Projekten, bei denen man beispielsweise die Magic Regeln in die deutsche Sprache übersetzt. Es kann auch exemplarisch sein, wenn man eine besonders gut ausgearbeitete Präsentation auf einer Konferenz hält oder andere Judges dabei unterstützt, dass sie das nötige Wissen für ein höheres Judgelevel sammeln.
In solchen Fällen kann es sein, dass man Judge Foils bekommt, falls ein Level 2 oder Level 3 Judge eine Empfehlung für die geleistete Arbeit schreibt (damit befasst sich auch unsere Artikelreihe Herausragendes Exemplar). Damit rechnen sollte man aber nie und wer diese Arbeit nur leistet, um Karten zu bekommen, wird in unserer Judge Community auf Dauer wohl auch nicht glücklich werden.
Wer die Vorstellung hat, dass man mit Promokarten förmlich überhäuft wird, sobald man ein Judgetest bestanden hat und hin und wieder mal seine Arbeit als Judge nach geht, der wird wohl sehr enttäuscht werden.

 

Als Judge wird man mit Displays bezahlt

Ihr habt vielleicht schon davon gehört, dass viele Judges für ihre Arbeit eine Kompensation bekommen. Auch hier gibt es einen Mythos, der sich darum dreht, welche Art von Kompensation Judges bekommen.
Jede Form der Kompensation für die Arbeit, die ein Judge auf einem Turnier leistet, wird vom jeweiligen Turnierorganisator gestellt. Mit Turnierorganisator ist meistens der Ladenbesitzer des jeweiligen Geschäfts gemeint, in dem das Turnier stattfindet. Wie genau diese Kompensation aussieht, ist teilweise sehr unterschiedlich.
Bei Friday Night Magic handhaben es manche Läden so, dass der Judge das Turnier kostenlos mitspielen darf. In anderen Stores bekommt er stattdessen freie Getränke oder eine Promokarte. Bei Turnieren mit vielen Teilnehmern kann es auch sein, dass er ein paar Magic Booster erhält. Gerade wenn der Judge selbst kaum noch zum spielen kommt, weil einfach zu viele Spieler Fragen haben.
Als Judge muss man selbst, mit dem Turnierorganisator eine Lösung finden, was die Kompensation betrifft, mit denen beide Seiten zufrieden sind.
Bei größeren Turnieren in Deutschland (MKM Series, RPQT) kann es sein, dass ein Judge zum Beispiel ein Display dafür erhält, wenn er einen ganzen Tag im Einsatz ist. Dabei ist zu beachten, dass man natürlich auch 8 Stunden oder länger auf dem Turnier arbeitet und dazu auch oftmals auch noch Anfahrtszeit anfällt und Anfahrtskosten gegebenenfalls selbst zu tragen sind.
Die Arbeit als Judge macht Spaß , aber davon ist noch niemand reich geworden. Seine Kompensation und auch Judge Foils, sollte man eher als Aufwandsentschädigung sehen, für die Unkosten und die Arbeit, die man in sein Hobby steckt.

 

Wenn ich Judge bin, respektieren mich andere Personen

Für einen Judge stehen die Turnierintegrität und die Spieler an erster Stelle. Für egoistisches oder selbstsüchtiges Verhalten ist da kein Platz. Wer Judge werden möchte, in dem Glauben, dann im Mittelpunkt des Turniers zu stehen, hat in meinen Augen die völlig falsche Motivation.
Als Judge da sein, wenn man gebraucht wird und Präsenz zeigen ist wichtig auf einem Turnier, aber wir spielen uns nicht in den Vordergrund, sondern wir sorgen für einen reibungslosen Turnierablauf.
Natürlich ist es wichtig, dass ein Judge von den Spielern respektiert wird, aber wie so oft im Leben, muss man sich auch hier den Respekt verdienen.
Ein Judge, der durch korrekte, neutrale Regelanwendung und gute Communityarbeit auffällt und jedem Spieler mit Respekt begegnet, wird auch selbst respektiert werden.

 

Die Arbeit als Judge macht sehr viel Spaß, aber wenn die eigene Motivation aus einer falschen Grundlage kommt und nicht aus der Aufgabe selbst, kann es sein, dass man auf Dauer damit nicht glücklich wird. Ich hoffe, euch durch diesen Artikel die Aufgabenbereiche und die Motivationsgründe eines Judges nähergebracht zu haben.

Falls ihr selbst Interesse daran habt, Judge zu werden, so sprecht doch einfach einen Judge darauf an oder schreibt eine Nachricht an unseren Regional Coordinator.