Schwerwiegende Verstöße bei Regular REL Turnieren

Geschrieben von Kim Warren
Level 4, Vereinigtes Königreich

Übersetzung von Christian Genz – danke sehr!
~ Jack

Auf Regular REL legen wir viel Wert auf Spaß und gegenseitige Hilfestellung und daher lässt die Regular REL policy keinen allzu großen Anwendungsbereich für Strafen. Stattdessen versuchen wir viel eher zuerst die Probleme zu beheben und den Stand des Spiels soweit wie möglich wiederherzustellen und dann den Spielern zu erklären was eigentlich das Problem war und wie sie es in Zukunft vermeiden könnten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir den Spielern alles mit einem „Böse, Böse“ durchgehen lassen. Wenn ein Spieler wiederholt den gleichen Fehler macht, obwohl wir mehrfach versucht haben, ihm zu erklären wie es richtig geht, haben wir die Möglichkeit die Strafe auf einen Game Loss aufzuwerten, um die Integrität des Turniers zu wahren und um ihnen zu zeigen, dass ihre Fehlverhalten auch wirkliche Konsequenzen nach sich ziehen, damit sie lernen in Zukunft besser aufzupassen. Diese Option soll aber nur gewählt werden, wenn wir glauben, dass der Spieler die Regeln (wenn auch wiederholt) nur aus Versehen bricht. Sollten wir annehmen, dass die Regeln absichtlich und wissentlich gebrochen werden um einen Vorteil daraus zu ziehen sind wir Betrug und damit bei Schwerwiegenden Verstößen angelangt.

Warum disqualifizieren wir Spieler für schwerwiegende Verstöße auf Regular REL?

Wenn ein Spieler betrügt, beeinträchtigt er fundamental die Integrität des Turniers. Dies gilt unabhängig davon ob es sich bei dem Turnier um eine Pro Tour oder um ein FNM handelt. Die Strafen für Betrug müssen so abschreckend wie nur irgendwie möglich sein, damit sie den potentiellen Vorteil, den sich ein Spieler davon versprechen könnte absichtlich und wissentlich die Regeln zu brechen, deutlich überwiegen. Die Gefahr ohne Preise aus dem Turnier entfernt zu werden und die Möglichkeit einer zeitlichen Sperre für sanktionierte Turniere bedeutet hierbei eine starke Entmutigung zu betrügen.

Betrug kann dabei oft relativ schwer zu beweisen sein, weswegen wir auch keinen eindeutigen Beweis benötigen um eine Spieler zu disqualifizieren. Wenn, die Hinweise die wir zusammentragen es wahrscheinlich genug erscheinen lassen, dass der Spieler betrogen hat und wenn wir glauben, dass die Integrität des Turniers durch die weitere Anwesenheit des Spielers mehr gefährdet ist, als wenn wir ihm erlauben weiter zu spielen, dann reicht das aus für eine Disqualifikation. Wenn wir einen Spieler für Betrug disqualifizieren, sollten wir ihn immer nach einer Stellungnahme fragen und den Vorfall dann als Untersuchung im Judge Center eintragen. Dies erlaubt es uns problematische Spieler auch über mehrere Turniere mit unterschiedlichen Judges genauer zu beobachten und gibt dem Investigations Committee die Möglichkeit zu entscheiden ob weitere Maßnahmen gegen den Spieler nötig sind. Zu diesem Thema wurde vor kurzem auch eine Serie von Artikeln über Betrugsuntersuchungen von Eric Shukan veröffentlicht, welche besonders interessant sind für Judges die an ihren Fähigkeiten arbeiten wollen Vorfälle zu erkennen, die mehr als nur Versehen sind.

Auch wenn es von den schwerwiegenden Problemen das Bekannteste ist, ist Betrug nicht die einzige Möglichkeit von einem Regular REL Turnier disqualifiziert zu werden. Es gibt andere Möglichkeiten sich zu Verhalten, die inakzeptabel sind und welche auch wegen der Sicherheit der anderen Turnierteilnehmer nicht toleriert werden dürfen. Aggressives und gewalttätiges Verhalten und Diebstahl sollten zum Beispiel zum sofortigen Entfernen des Spielers aus den Turnierräumen führen und sollten auch anschließend an das Investigations Committee und wenn nötig an lokale Behörden gemeldet werden. Ebenso können belästigendes oder beleidigendes Verhalten dazu führen, dass andere Spieler sich nicht sicher oder nicht willkommen fühlen auf dem Turnier und daher sollte solchen Verhaltensweisen von Judge-Seite auch keinerlei Toleranz entgegengebracht werden.

Die häufigsten Disqualifikationen treten auf wenn Spieler Versuchen eine zufällige Methode wie einen Würfelwurf dazu benutzen um ein Spiel zu entscheiden oder wenn ein Spieler dem anderen eine Gegeleistung anbietet für ein erwünschtes Matchergebnis. Im Gegensatz zum Betrug ist es in diesen Situationen auch nicht nötig, dass sich die Spieler bewusst sind, dass das was sie Versuchen verboten ist. Für ein Magicturnier ist es immens wichtig, dass Matches anhand von Parametern entschieden werden, die aus dem Spiel resultieren um gegenüber allen Teilnehmern fair zu bleiben. Bestechung würde die Möglichkeit eröffnen, dass der mit dem meisten Geld sich einfach Turniere „kaufen“ kann, was auch den anderen Teilnehmern gegenüber ziemlich unfair ist. Es reicht auch nicht, dem Spieler der ein entsprechendes Angebot gemacht hat einfach zu sagen, dass das so nicht geht, denn deren Gegner hat das Angebot dann schon gehört und jede weitere Entscheidung die dieser dann treffen würde, wäre ziemlich wahrscheindlich dadurch beeinflusst, weswegen das Match unwiederherstellbar kompromitiert ist. Im Allgemeinen verstehen Spieler es schlechter, warum das Benutzen einer zufälligen oder anderweitig nicht-Magic-verwandten Methode ein Spiel zu entscheiden, wie zum Beispiel Armdrücken, so schwer bestraft wird.

Also, ich habe jemanden disqualifiziert – was nun?

Wann immer wir einen Spieler disqualifizieren müssen, sollten wir sicherstellen, dass wir dem Spieler und dessen Gegner klar und deutlich erklären, was passiert ist und warum wir diese Strafe dafür vergeben. Wir sollten immer dem Spieler die Möglichkeit geben selbst eine schriftliche Erklärung über seine Version der Geschehnisse abzugeben, welche dann zusammen mit weiteren Aussagen von anderen Leuten, die für die Untersuchung wichtig sein könnten unserem eigenen Report angehängt wird, wenn wir das Ganze im Judgecenter unter „Investigations“ eintragen (die Erklärung des Spielers sollte dabei wenn möglich auf Englisch erfolgen, kann aber notfalls auch in anderen Sprachen abgefasst sein). Die im Judgecenter eingetragenen Untersuchungen werden regelmäßig durch das investigations committee begutachtet. Dort wird dann auch entschieden, ob weitere Maßnahmen gegen den Spieler, wie ein Warnschreiben oder eine Sperre nötig sind. Es ist wichtig sicherzustellen, dass korrekte Kontaktdaten des Spielers beigefügt sind und dass auch die Daten des Judges aktuell sind, denn zum Teil müssen Nachfragen wegen zusätzlicher Informationen beantwortet werden. Weitere Informationen über den Prozess des Disqualifizierens sowohl für Spieler, als auch für Judges sind im Official Resources blog zu finden.

Es bleibt zu hoffen, dass man sich als Judge möglichst selten in der Situation wiederfindet, einen Spieler disqualifizieren zu müssen. Wenn solch eine Situation jedoch auftritt ist es wichtig sicherzustellen, dass man die Situation vollständig untersucht hat und dann am Ende auch die notwendigen Schritte einleitet, auch wenn das in der gegebenen Situation vielleicht drakonisch erscheint. Es gibt gute Gründe warum diese Vergehen mit einer Disqualifikation bestraft werden müssen und davon abzuweichen sorgt für Verwirrung unter den Spielern und verbreitet eine uneinheitliche Botschaft darüber, was in Turnieren erlaubt und was verboten und damit inakzeptabel ist.

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