Liegt euer erster Grand Prix oder euer erstes Turnier mit REL (Turnierstufe) Competitive vor euch? Dann könnte dieser Text genau das sein, nachdem ihr sucht.
Ich möchte mir zuerst die Zeit nehmen, euch willkommen zu heißen. Viele Spieler und Spielerinnen sind nervös und werden von solchen Turnieren abgeschreckt. Hier sind ein paar Tipps und Tricks, direkt aus Judgehand, die euch helfen sollen, eine schöne Zeit auf dem Turnier zu verbringen und dabei eure Nerven zu schonen.
0. Ruft einen Judge
Wenn ihr das Gefühl habt, dass etwas schief gelaufen ist, ihr Hilfe braucht oder auf die Toilette gehen möchtet, dann hebt euren Arm und ruft JUDGE! Lasst euren Arm so lange oben bis ein Judge da ist und euch helfen kann.
- Überlegt euch, was ihr fragen möchtet
Die Judges sind dazu da, euch und euren Mitspielern zu helfen, vor allem, wenn es um die Regeln geht. Mit dem eben Gesagten im Hinterkopf wird euch ein Judge die Frage beantworten, die ihr stellt, aber das muss nicht die Frage sein, die ihr beabsichtigt habt zu stellen.
Ein paar Beispiele dazu:
Beispiel 1:
Spieler: Kann mein Geisterviertel die Nachtstahl-Zitadelle als Ziel haben?
Judge: Ja.
Der Judge hat eure Frage richtig beantwortet, aber das war wahrscheinlich nicht die Antwort, die ihr haben wolltet. Wäre stattdessen diese Frage gestellt worden, hättet ihr wohl eher die Art von Antwort erhalten, die ihr erwartet habt:
Spieler: Wenn ich mein Geisterviertel auf die Nachtstahl-Zitadelle meines Gegners anwende, wird diese dann zerstört?
Judge: Nein.
Beispiel 2:
Spieler: Kann die aktivierte Fähigkeit meines Zaubermissachters eine Zauberschlinge (Spell Snare) als Ziel haben?
Judge: Ja.
Aber wäre die Frage so gestellt worden:
Spieler: Kann mein Zaubermissachter die Zauberschlinge auf sich als Ziel umlenken?
Judge: Nein.
In beiden Beispielen hat der Judge die Frage 100% korrekt beantwortet. Aber jedes Mal mit einem ganz anderen Ergebnis. In einem Fall habt ihr nicht die Antwort erhalten, die ihr haben wolltet, im anderen schon. In Fällen wie diesen müssen Judges die Frage beantworten, die gestellt wurde. Das liegt daran, dass es einen Regelverstoß gibt, der Outside Assistance (Hilfe von Außen) genannt wird. Wenn der Judge euch also etwas beantwortet, das ihr nicht gefragt habt, kann es so gedeutet werden, dass der Judge euch geholfen hat.
- Ihr dürft immer abseits des Tisches mit einem Judge reden.
Ihr musst nicht flüstern und heimlich auf Karten deuten, während ihr mit einem Judge sprecht. Ihr könnt auch darum bitten, das Gespräch weiter weg vom Tisch zu führen, sodass euer Gegner nicht hört, worüber ihr sprecht. Die Judges sind da, um zu helfen und sie helfen gerne.
- Falls ihr der Meinung seid, dass euer Gegner zu langsam spielt, hebt euren Arm und ruft JUDGE! Sagt dem Judge was los ist und bitte ihn auf “Slow Play” zu achten.
Judges sind dankbar, wenn sie gerufen werden, weil ihr denkt, dass euer Gegner zu langsam spielt, da euer Match das ganze Turnier verzögern kann. Der Judge kann eventuell nicht bis zum Ende des Matches zuschauen, aber er wird das tun, was er kann.
- Eure Deckbox sollte nur euer Main Deck, Sideboard und eventuell Tokens beinhalten.
Das hat den Grund, um Betrug bei Main Deck und Sideboard zu verhindern. Merkt euch einfach, dass ihr außer diesen Karten nichts in der Deckbox habt.
Eine der Ausnahmen ist, dass ihr Promokarten, die ihr während des Turniers erhalten habt, in eurer Deckbox haben dürft. (Bei einem Grand Prix können mehrere Turniere stattfinden).
- Falls ihr mit dem Gedanken spielt, künstlerisch veränderte Karten in euer Deck zu packen, sprecht vor Turnierbeginn mit dem Head Judge darüber.
Karten künstlerisch zu verändern und solche Karten im Deck zu haben kommt häufig vor, ABER es wird empfohlen, dass der Head Judge des jeweiligen Turniers die Karten genehmigt. Es gibt ein paar Regeln, die festlegen, wie Karten verändert werden dürfen, um bei sanktionierten Turnieren gespielt werden zu dürfen. Seid darauf vorbereitet, dass eure Karten abgelehnt werden und nehmt für diesen Fall einen “Ersatz” mit.
- Verwendet neue Hüllen
Hüllen nutzen sich mit der Zeit ungleichmäßig ab. Geht auf Nummer sicher und bringt neue Hüllen mit.
- Vermeidet die drei häufigsten Fehler
Drei häufige Ursachen für Game oder Match Losses sind: Falsches Deck/Deckliste, Zuspätkommen und Outside Assistance (Hilfe von Außen).
Überprüft vor dem Turnier eure Deckliste und euer Deck nochmals gründlich. Setzt euer Deck und euer Sideboard nach jedem Match wieder in den Ursprungszustand zurück.
Falls ihr zu irgendeinem Zeitpunkt der Meinung seid, dass euer Deck nicht korrekt ist oder nicht der Deckliste entspricht, ruft einen JUDGE! Sie haben eure Deckliste und können euch weiterhelfen.
Bei einem Grand Prix sind extrem viele Spieler anwesend. Deshalb kann auf einzelne Spieler keine Rücksicht genommen werden. Falls ihr zum Beispiel auf die Toilette gehen möchtet und die nächste Runde jeden Moment anfangen soll, sprecht mit einem Judge (und merkt euch seinen Namen). Wenn ihr zu Rundenbeginn nicht an euren Platz seid, erhaltet ihr ein Game Loss (außer ihr habt die Erlaubnis eines Judges).
Falls ihr nach 10 Minuten noch nicht an eurem Platz seid, erhaltet ihr ein Match Loss und scheidet aus dem Turnier aus, falls ihr euch bis zum Rundenende nicht bei den Scorekeepern zurückmeldet.
Unter Outside Assistance fallen häufig einer von drei Vorfällen:
- Falls ihr versucht, jemanden um Hilfe zu bitten, nachdem ihr für euer Match schon am Platz seid.
- Falls ihr jemandem Tipps gebt oder jemandem helft, der nicht euer Gegner ist, nachdem ihr oder der andere an seinem Platz ist. Das beinhaltet auch Trigger. Ihr dürft euren Gegner an Trigger erinnern (müsst das aber nicht tun), aber niemanden sonst.
- Ihr dürft euch keine Notizen anschauen, die ihr nicht während des laufenden Matches gemacht habt, während ihr spielt.
- Denkt an eure ausgelösten Fähigkeiten
Auf competitive REL müsst ihr zur richtigen Zeit an eure eigenen ausgelösten Fähigkeiten (Trigger) denken. Ihr seid aber nicht für die Trigger eures Gegners verantwortlich.
- Beide Spieler sind für das Match verantwortlich
Im Gegensatz zu Triggern sind beide Spieler für die Einhaltung der Spielregeln verantwortlich. Beide Spieler teilen sich also die Verantwortung bei der korrekten Verrechnung von Zaubersprüchen und Fähigkeiten und dem Einhalten der Spielregeln.
- Doppelseitige Karten
Doppelseitige Karten sind oft richtig toll und die meisten von uns spielen gerne damit. Allerdings kommen mit diesen Karten auch ein paar Probleme daher, da man sie manchmal an den Hüllen erkennt, sei es, weil die Hüllen abgenutzter aussehen (da doppelseitige Karten häufiger aus den Hüllen geholt werden als andere Karten) oder weil die benutzten Hüllen nicht vollkommen undurchsichtig sind und man die Kartenrückseite sehen kann. Falls die Judges ein Muster erkennen, werdet ihr dafür mit einem Game Loss bestraft.
Ihr könnt diese Probleme schon vor dem Turnier lösen, indem ihr euch ein paar Checklistkarten besorgt. Die zweitbeste Lösung sind nicht-durchsichtige Hüllen, aber diese werden im Laufe der Zeit schneller ausleiern als die des restlichen Decks und dadurch auch markiert werden.
- Falls ihr mit der Entscheidung eines Judges nicht einverstanden seid, könnt ihr Einspruch einlegen
Bei dem Hauptevent gibt es Judges mit weinroten Hemden. Das sind die Head Judges und Appeal Judges. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die letzte Instanz in Regelfragen zu sein, deshalb bearbeiten sie jeden Einspruch. Wenn ein Judge sein Urteil gefällt hat (lass den Judge immer sein Urteil ausformulieren, bevor ihr Einspruch erhebt) und ihr glaubt, dass ein Fehler vorliegt, könnt ihr Einspruch erheben. In diesem Fall wird ein Judge in rot dazu geholt und dessen Urteil ist dann endgültig.
- Spricht mit euren Gegnern
Versucht euren Gegnern gegenüber so eindeutig und freundlich wie möglich zu sein. Die meisten Probleme, die während eines Turniers auftreten, haben ihren Ursprung in Missverständnissen. Außerdem hilft es dabei, das gute Gefühl während eines Grand Prix zu verbessern, wenn man freundlich ist.
- Füllt den Ergebniszettel richtig aus und gebt ihn an der richtigen Stelle ab.
Wenn euer Match beendet ist, solltet ihr sicherstellen, dass ihr den Ergebniszettel richtig ausfüllt und ihn auch an der entsprechenden Stelle abgebt. Es ist extrem wichtig, dass der von beiden Spielen unterschriebene Ergebniszettel auch abgegeben wird, denn ein einzelner fehlender Zettel kann das ganze Turnier aufhalten.
- AUF KEINEN FALL würfeln oder eine andere zufällige Methode nutzen, um den Ausgang eines Spiels zu ermitteln.
Die Regeln sind in dieser Hinsicht sehr streng und es gibt keinen Spielraum bei deren Auslegung. Falls ihr oder euer Gegner den Sieger in irgendeiner zufälligen Weise bestimmt, werdet ihr und euer Gegner disqualifiziert und vom Turnier ausgeschlossen. Ihr könnt euch vor der Disqualifikation schützen, falls euer Gegner die zufällige Methode vorschlägt und ihr sofort (also im gleichen Augenblick) einen Judge ruft.
- Versucht niemanden zu bestechen, auch nicht im Spaß!
Die Regeln zu Bestechungen sind wie die Regeln beim zufälligen Bestimmen eines Gewinners nicht interpretierbar. Wenn euer Gegner euch irgendetwas anbietet, um den Spielausgang zu beeinflussen, und sei es nur aus Witz, werdet ihr beide disqualifiziert, solltest ihr nicht sofort einen Judge rufen. Auch wenn allen klar ist, dass ihr es als Spaß meint, schützt das nicht vor einer Disqualifikation, da es bei einem Vergehen dieser Schwere keine Schlupflöcher geben darf.
Es ist erlaubt, Preise mit dem Gegner zu teilen, die man noch nicht erhalten hat, aber das darf nicht im Austausch gegen eine Aufgabe oder ähnliches erfolgen. Wenn ihr so etwas tun wollt und ihr nicht sicher seid, was ihr sagen dürft, ruft einen Judge, bittet ihn mit euch unter 4 Augen zu sprechen und fragt nach, ob das, was ihr vorschlagen möchtet, erlaubt ist.
- Habt Spaß!
Gewinnen ist schön, aber das heißt nicht, dass ihr keinen Spaß haben sollt und nicht dazu beitragen könnt, anderen eine gute Zeit zu bereiten. Ein guter Gewinner bzw. Verlierer zu sein ist ein großer Schritt in diese Richtung.
P.S. Nehmt euer Handy nicht ohne explizite Erlaubnis eines Judges in die Hand.
Im Original von Jacob Møller Jensen
Englische Übersetzung von Patrik Fridland, Oli Bird
Englische Überarbeitung von Patrik Fridland
Deutsche Übersetzung von Christian Gienger
Deutsche Überarbeitung: Robert Wenke, Mathias Grontzki