Turnierbericht: Deutsche Nationals 2018 Teil 2

Dies ist der zweite Teil meines Turnierberichts von den deutschen Nationals, die vom 17. bis 19. August 2018 stattfanden. Den ersten Teil des Berichts könnt ihr hier finden. 

Mathias Grontzki

Mathias Grontzki

Der Sonntag startete für mich wie der Vortag, mit einem Frühstück zusammen mit meinen Judgekollegen. Das waren aber auch schon fast alle Gemeinsamkeiten, die beide Tage miteinander hatten. Diesmal war ich Teil des Logistik Teams, welches von Ivan Petkovic geleitet wurde. Als erstes stand ein Pod Draft an, den wir organisieren mussten. Dazu haben wir die Tische, an denen die Spieler sitzen werden, in drei Bereiche aufgeteilt. Jedem dieser Bereiche wurde ein Team an Judges zugeteilt, das wiederum von einem erfahrenen Judge beaufsichtigt werden sollte.

Die Schwierigkeit bestand darin, dass die Spieler einen sogenannten Deck Swap durchführen sollten. Dazu werden die gedrafteten Karten eines jeden Spielers an einen anderen Spieler weitergegeben, damit dieser diese Karten auf der Deckliste registriert. Danach müssen die Karten wieder an den ursprünglichen Spieler zurückgegeben werden. Bei einer solch großen Anzahl an Teilnehmern ist das natürlich logistisch sehr herausfordernd. Falls die Karten an den falschen Spieler zurück gegeben werden, würde das Turnier dadurch empfindlich verzögert werden.

Wir hatten in unserem Bereich vier Tischreihen nebeneinander stehen, an denen die Spieler in 8-Spieler Pods draften sollten. Wir wollten auf jeden Fall, dass die Spieler ihre Karten nicht in ihrem Pod zum Registrieren weitergeben. Dementsprechend haben wir uns entschieden, dass die Spieler die an den inneren Tischreihen sitzen, ihre Karten an den Spieler hinter sich weitergeben, damit diese Person die Karten registriert. Anschließend werden die Karten einfach wieder zurück gegeben. Nur die beiden Tischreihen an den Außenseiten hatten keinen Spieler hinter sich. Und genau dort mussten wir Judges einspringen! Unsere Aufgabe war es, sobald die Spieler fertig mit dem Draft waren, die Decks dort abzuholen, uns aufzuschreiben, welche Karten zu welchem Tisch gehören und diese mit den Karten der Spieler an der anderen Außenseite zu tauschen. nachdem die Registrierung abgeschlossen war, wurden die Karten wieder ihrem Besitzer zurück gegeben.

Hier bestand natürlich die große Gefahr, die Karten dem falscher Spieler zu geben. Man konnte wirklich leicht durcheinander kommen, dementsprechend war höchste Konzentration geboten. Zum Glück hatte ich mit Patrick Morina einen sehr erfahrenen Judge an meiner Seite, der für unseren Bereich die Übersicht behalten hat und im Zweifel helfend einsprang. Somit gelang uns der Deck Swap auch ohne Verwechslung oder Zwischenfälle. Besonderes Highlight war die Draftansage von Philip Schulz, die hier und da mit humorvollen Einlagen etwas aufgelockert wurde.

Nachdem der Draft erfolgreich über die Bühne ging, habe ich die Aufgabe bekommen, zu jeder neuen Runde des Hauptturniers die Ergebniszettel auszudrucken und zu verteilen. Diese Aufgabe habe ich mir zusammen mit Beate Mußhoff und Ivan geteilt. Zusätzlich war ich dafür zuständig, die Uhrzeit auszuhängen, wann die jeweilige Runde endet. Nachdem diese Aufgaben zu Beginn einer Runde erledigt waren, war ich “auf dem Floor” und so mit ganz allgemein für Judge Calls zuständig. Ein paar Regelfragen, die mich an diesem Tag erwartet haben, habe ich natürlich für euch mitgebracht.

Frage 1: Ihr beherrscht ein Ätherstrom-Reservoir und wirkt einen Schock auf den gegnerischen Bomat-Kurier. Nun entscheidet ihr euch, in Reaktion auf die ausgelöste Fähigkeit des Ätherstrom-Reservoirs einen weiteren Schock zu spielen, diesmal mit eurem Gegner als Ziel. Wie viele Lebenspunkte erhaltet ihr durch die zwei ausgelösten Fähigkeiten des Ätherstrom-Reservoirs, sobald der Stapel komplett verrechnet wurde?

Antwort 1: Wie viele Lebenspunkte ihr durch die ausgelöste Fähigkeit des Ätherstrom-Reservoirs erhaltet, entscheidet sich erst bei der Verrechnung der Fähigkeit. Ihr erhaltet jeweils zwei Lebenspunkte dazu, wenn die beiden Fähigkeiten verrechnet werden, da ihr in diesem Zug zwei Zaubersprüche gewirkt habt. Ihr erhaltet also insgesamt vier Lebenspunkte dazu, sobald der Stapel komplett verrechnet wurde.

Frage 2: Eure Gegnerin spielt in ihrer ersten Hauptphase ein In Bolas’ Fängen auf eure Lyra Morgenbringer. Kann eure Gegnerin mit der übernommenen Lyra in diesem Zug angreifen?

Antwort 2: Eure Gegnerin kann nicht mit Lyra angreifen, da diese Kreatur Einsatzverzögerung hat. Lyra muss seit Beginn des Zuges unter der Kontrolle ihres Beherrschers sein, damit sie keine Einsatzverzögerung hat. Lyra ist aber nicht seit Beginn des Zuges unter der Kontrolle eurer Gegnerin. Sie beherrscht sie erst seit ihrer ersten Hauptphase.

Insgesamt verlief das Turnier sehr flüssig und ohne größere Vorkommnisse. Erst zum Ende des Turniers gab es eine größere Verzögerung, als die Spielmatten an die Top300-Teilnehmer ausgeteilt werden sollten. Die Schlange an Spielerinnen und Spielern an der Prize Wall war doch etwas sehr lang, und somit haben wir uns entschlossen, die Spieler noch mal an den Tischen Platz nehmen zu lassen, damit wir dort den Gutschein für die Spielmatte verteilen können. Zum Abschluss machten wir natürlich noch ein Foto mit allen Judges (siehe Link).

Die Nationals waren ein ganz besonderes Turnier, auf dem ich unter den Judges und Spielern viele Bekannte und Freunde wieder getroffen habe. Ich kann jedem empfehlen, 2019 bei den nächsten Nationals dabei zu sein. Zum Abschluss dieses Artikels möchte ich noch unseren Head Judge Michael Wiese zu Wort kommen lassen, mit dem ich ein kurzes Interview geführt habe.

Judge Blog: Hallo Michael, du warst dieses Jahr Head Judge und Eventmanager der deutschen Nationals. Welche logistischen und organisatorischen Aufgaben kamen im Vorfeld auf dich zu?

Michael: Das ist eine komplexe Frage, welche ich am besten aufteile.

Als Head Judge kam nichts wirklich Neues auf mich zu. Da ich das schon bis dato viermal gemacht habe, wusste ich um die Tücken des Events und gerade die Erfahrungen des letzten Jahres konnte ich dieses Jahr einbringen, damit das Event flüssiger läuft.

Als Eventmanager ging die Deutsche Meisterschaft vor gut 5 Monaten für mich los. Alles begann mit einer einfachen E-Mail vom Trader Team, wie viele Judges man denn so für eine Deutsche Meisterschaft, mit irgendwas zwischen 500 und 600 Spielern, bräuchte. Ein paar E-Mails später habe ich mich dann an eine grobe Kalkulation gemacht. Als dann die Zusage seitens WotC kam, musste diese grobe Kalkulation vertieft, Judges und Hotel organisiert und dann noch nebenbei alle Turniere geplant werden. Das war für mich zum großen Teil Neuland, weil ich das so in dem Detail noch nie gemacht habe. Es war noch nicht perfekt, aber es lief dafür schon ganz gut, wenn ich das Feedback der Spieler richtig deute.

Alles in Allem muss ich aber auch sagen, dass für dieses Event die Doppelrolle als Head Judge und Eventmanager nicht die beste Idee war, die ich so hatte. Durch die strukturierte Planung des Mainevents und durch das gute Judgeteam, welches wusste, wann es was zu machen hatte, war ich als Head Judge hauptsächlich nur für Ansagen und Appeals gefordert, sodass ich mehr Zeit als Eventmanager einbringen konnte.

Judge Blog: Was war die größte Herausforderung bei der Vorbereitung des Turniers?

Michael: Die größte Herausforderung, hmm ja, schwer zu sagen. Ich tippe, das war die Rolle des Eventmanagers, einfach weil ich das noch nie gemacht und bis dato Turniere immer nur aus Judgesicht betrachtet habe.

Judge Blog: Wie kam es zu der Entscheidung, das Turnier in Marl stattfinden zu lassen?

Michael: Dieses wie letztes Jahr haben sich verschiedene Turnierorganisatoren im Vorhinein auf die Deutsche Meisterschaft beworben. Die TOs geben meines Wissens bei der Bewerbung schon an, wo sie das Event stattfinden lassen wollen. Also, indem sich WotC für einen TO und dessen Konzept entscheidet, legen sie so auch den Austragungsort fest. Ich selbst hatte mit der Entscheidung nichts zu tun.

Judge Blog: Wie bereitest du dich, als Head Judge eines so großen Turniers, auf ein solches Turnier vor? Und was bedeutet es dir persönlich, Head Judge bei den Nationals zu sein?

Michael: Meine Vorbereitungen als Head Judge beschränken sich aus Regelsicht darauf, den Infraction Procedure Guide (IPG) kurz vorher zu lesen und ansonsten durch einen möglichst klaren Ablauf dem Judgestaff bekannt zu geben, was ich wann von ihm erwarte. Und ich muss sagen, das hat dieses Jahr noch besser geklappt als letztes Jahr.

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, das ist bedeutungslos für mich, denn Head Judge der Deutschen Meisterschaft ist für mich sowas wie ein großes Ziel gewesen, damals, und nun, da ich das schon fünfmal gemacht habe, ist es sowas wie ein Ritterschlag für mich.

Judge Blog: Gab es während des Turniers einen Moment oder eine Aufgabe, die für dich besonders herausfordernd war? Was war für dich das Highlight des Turniers?

Michael: Für mich weniger körperlich herausfordernd, aber dafür umso spannender war, ob das mit dem Poolswap nach dem ersten und auch zweiten Draft wie geplant funktioniert. Hier hat sich Philip Körte durch einen guten Plan ausgezeichnet, der auch gut von allen Beteiligten in die Tat umgesetzt wurde. Das Highlight für mich war, dass ein gutes halbes Dutzend Spieler auf mich zu kam und sagte, dass es toll sei, dass ich dieses Jahr wieder Head Judge bin, nachdem ich letztes Jahr eigentlich damit Schluss machen wollte. Aber manchmal kommt es eben anders als man denkt.