Gleißender Lichtschein: Geteilte Karten

Geteilte Karten

Unser heutiger Artikel beschäftigt sich mit geteilten Karten (engl. split cards), die es seit dem Invasion-Block gibt. Seither wurden sie lose in recht niedriger Frequenz in anderen Blöcken genutzt, z.B. in den beiden Ravnica-Blöcken und zuletzt in Amonkhet.

Die Regeln zu geteilten Karten haben sich mit dem Erscheinen von Amonkhet glücklicherweise vereinfacht. Dadurch sind manch absurde Varianten, wie geteilte Karten ausgenutzt werden können, eingeschränkt worden.
Doch beginnen wie mit den Grundlagen und schauen uns an, was geteilte Karten sind und wie wir sie wirken, bevor wir dazu übergehen, uns komplexere Beispiele anzuschauen.

Grundlagen:

Eine geteilte Karte ist eine Magic-Karte mit zwei Kartenrahmen und zwei wirkbaren Hälften, die Rückseite ist die normale Magic-Kartenrückseite. Trotz der zwei Hälften zählt eine geteilte Karte nur als einzelne Karte. Wenn man z.B. zwei Karten abwerfen muss, reicht es nicht aus, lediglich eine geteilte Karte abzuwerfen.
Bisher sind alle geteilten Karten Spontanzauber und/oder Hexereien.
Bevor ein Spieler ein geteilte Karte auf den Stapel legt, muss er bestimmen, welche Hälfte er wirken will. Im Unterschied zu Karten, die eine Modusauswahl haben (z.B. “Bestimme eines…”), geschieht dies also noch bevor sie auf dem Stapel liegt. Es befinden sich (fast) niemals beide Zauberspruchhälften auf dem Stapel (zu Fusion später mehr).
Dementsprechend besitzt eine geteilte Karte auf dem Stapel nur die Eigenschaften der Hälfte, die gewirkt wurde. Die Eigenschaften der anderen Hälfte werden so behandelt, als ob sie nicht existieren würden.

Nehmen wir z.B. an, du möchtest die Krams-Hälfte von Krims / Krams (Odds // Ends) wirken, dein Gegner will dies jedoch mit Abstreiten(Gainsay) verhindern . Auf dem Stapel befindet sich lediglich die Krams-Hälfte, ein rot-weißer Spontanzauber. Dein Gegner kann diesen Zauberspruch nicht abstreiten, da die (blau rote) Krims-Hälfte auf dem Stapel nicht existiert.

Damit haben wir die Regeln 708.1 bis 708.3 des ausführlichen Regelwerks schon fast komplett verinnerlicht. Bevor wir uns vom Stapel zu weit entfernen, schauen wir uns an, was passiert, wenn wir eine geteilte Karte kopieren.

Kopier-Effekte:

Des öfteren kommt es zu Verwirrungen beim Kopieren von geteilten Karten. Dabei ist es eigentlich ganz einfach.
Kopierst du die geteilte Karte während sie auf dem Stapel liegt, bspw. mit Zwillingszauber(
Twincast), bekommst du eine Kopie der gewirkten Hälfte. An die andere Hälfte kommst du nicht heran, da sie, wie bereits erwähnt, auf dem Stapel nicht existiert.
Anders sieht es aus, wenn du die Karte kopierst, während sie in einer anderen Zone liegt. In allen anderen Zonen außer dem Stapel hat eine geteilte Karte alle kombinierten Eigenschaften ihrer beiden Hälften (dazu gleich mehr).
Beispiele hierfür sind der Elite-Arkanist (
Elite Arcanist), der Panoptische Spiegel (Panoptic Mirror) oder auch das Auge des Sturms (Eye of the Storm). Bei diesen wird die Hexerei- bzw. Spontanzauberkarte im Exil kopiert und die Kopie anschließend ohne Bezahlen der Manakosten gewirkt. Du kannst dir jedes Mal neu aussuchen, welche Hälfte du wirken möchtest.

 

Umgewandelte Manakosten

Wo wir gerade beim Elite-Arkanist und dem Panoptischen Spiegel sind, welchen Wert für X muss ich jeweils im Falle einer geteilten Karte bezahlen? Hier greift die eingangs erwähnte Änderung seit dem Amonkhet-Block. Früher bekam man von einer geteilten Karte zwei unterschiedliche umgewandelte Manakosten als Antwort. Bei Krims / Krams also 2 und 5. Dadurch war es möglich, lediglich 2 für X zu bezahlen und trotzdem die teurere Krams-Hälfte der Kopie zu wirken. Mit Amonkhet wurde dies jedoch geändert. Die umgewandelten Manakosten einer geteilten Karte sind nun die Summe ihrer beiden Hälften, im Falle von Krims / Krams also 7. Das Ausnutz-Potential ist damit vor allem für das Isochron-Szepter (Isochron Scepter) reduziert worden (Es gibt nur noch eine einzige Split-Karte, die in das Szepter eingeprägt werden kann) als auch für Sprüche mit der Kaskade-Fähigkeit (cascade).
Bitte beachtet nochmals, dass dies nicht für den Stapel gilt. Hier sind die umgewandelten Manakosten immer nur die der entsprechenden Hälfte.

Bezüglich aller anderen Eigenschaften einer geteilten Karte bekommt man außerhalb des Stapels aber nach wie vor zwei Antworten, einmal für die linke und einmal für die rechte Seite. Falls ein Effekt nach einer dieser Eigenschaft fragt, wird sie positiv beantwortet, solange sie auf mindestens eine Hälfte zutrifft. Aber schauen wir uns das im Detail an.

Farbe(n)

Während auf dem Stapel der Zauberspruch nur die Farbe(n) der gewirkten Hälfte hat, hat die Karte abseits davon alle Farben der beiden Hälften. Ein Feuer / Eis (Fire // Ice) ist deshalb bspw. in deiner Bibliothek sowohl rot als auch blau (und damit mehrfarbig!) und kann deshalb auch mit dem Nachfrage-Teil von Angebot / Nachfrage (Supply / Demand) gefunden werden.Ebenso ist es möglich mit der aktivierten Fähigkeit eines Sonnenschmieders (Sunforger) nach Feuer / Eis zu suchen und den blauen (!) Eis-Teil zu wirken.

 

 

 

 

 

Typen

Bis Amonkhet hatten die beiden Hälften einer geteilten Karte immer denselben Typ, also entweder Spontanzauber / Spontanzauber oder Hexerei / Hexerei. Geteilte Karten mit der Fähigkeit Nachhall (aftermath), die später nochmal gesondert betrachtet werden, können beide Typen kombinieren. Feld / Markt (Farm / Market)ist also außerhalb des Stapels sowohl ein Spontanzauber als auch ein Hexerei. Das bedeutet sie zählen doppelt für Karten wie den Tarmogoyf oder Karten mit Delirium, verhalten sich also äquivalent zu Artefaktkreaturen.

Es ist damit auch möglich mittels Handelsvertrag (Merchant Scroll) Feld / Markt zu finden, da beide Hälften zusammen die erforderlichen Suchkriterien erfüllen. Der allseits beliebte (und gehasste) Strömender Mechakoloss (Torrential Gearhulk) bekäme von Feld / Markt ein “Ja” bezüglich des Spontanzaubertyps von Feld und erlaubt einem dann sogar den Hexerei-Part Markt aus dem Friedhof zu wirken. Bitte beachte dabei, dass Wirkzeitpunkt-Einschränkungen aufgrund des Kartentyps beim Verrechnen eines Zauberspruchs, der einen eine andere Karte wirken lässt, außer Kraft gesetzt werden (man könnte sonst auch keine Spontanzauber während einer Verrechnung wirken, da zu diesem Zeitpunkt kein Spieler Priorität erhält).
Man sieht, das selbst bei Farben und Typen schon manch obskure Möglichkeiten bestehen. Doch es gibt noch weitere.

Name

Auch der Name von geteilten Karten ist außerhalb des Stapels eine Kombination der beiden Hälften. Der Name der Karte Feuer / Eis ist nicht etwa “Feuer / Eis”, sondern sowohl “Feuer” als auch “Eis”. Dies war eine Zeit lang genau andersherum. Möchte man z.B. mit Verlorenes Vermächtnis (Lost Legacy) alle Karten mit diesem Namen ins Exil schicken, reicht es seit der Edition Labyrinth des Drachens (Dragon’s Maze) aus, lediglich “Feuer” oder “Eis” zu sagen.

Etwas anders verhält es sich mit Karten, die das Wirken von Zaubersprüchen mit zuvor bestimmten Namen verbieten, z.B. Herumpfuschender Magier (Meddling Mage). Früher war es möglich mit dem Magier die Karte “Feuer / Eis” zu benennen und es konnte keine der beiden Hälften gewirkt werden. Heute muss man sich für “Feuer” oder “Eis” entscheiden, die jeweils andere Hälfte kann immer noch gewirkt werden! Das liegt jedoch weniger an den Änderung der Regeln bei den Namen der geteilten Karten, sondern vielmehr an der neuen Formulierung des Verbots. Lasst euch vom gedruckten Text nicht täuschen. Laut aktuellem Oracle-Text können “Zaubersprüche mit dem bestimmten Namen” nicht gewirkt werden. Auf den gedruckten Varianten steht noch “Die genannte Karte” kann nicht gewirkt werden. Nach dieser alten Variante wäre es nicht möglich die nicht-bestimmte Seite zu wirken, da hier explizit von “Karte” gesprochen wird. Eine der beiden Hälften würde bezüglich des Namens mit “Ja” antworten, wodurch die ganze Karte verboten wäre. Damit wäre es konform zu Verlorenes Vermächtnis. Der aktuelle Regeltext spricht jedoch von “Zaubersprüchen”. Da diese nur auf dem Stapel existieren, wird das Verbot auch erst dort geprüft. Und wie wir bereits wissen, existiert dort dann die verbotene Hälfte nicht mehr. Im Übrigen haben alle “Wirkverbot”-Karten diese neue Formulierung erhalten.

Es gibt noch einen Spezialfall beim Thema Name, welches sehr außergewöhnlich ist. Dies betrifft die geteilte Karte Illusion / Realität (Illusion/Reality), im Speziellen den Illusion-Teil. Denn es gibt neben diesem Zauberspruch auch die Spielsteine, die beispielsweise von Jace, listiger Schiffbrüchiger (Jace, Cunning Castaway) erzeugt werden und ebenfalls den Namen “Illusion” tragen. Ihr könnt euch eventuell jetzt schon denken welche Auswirkungen es hat, wenn man bespielsweise mit Gideons Eingreifen (Gideon’s Intervention) die Karte Illusion benennt: Illusion-Spielsteine fügen dir keinen Schaden mehr zu und der Gegner kann die Illusion-Hälfte nicht mehr wirken.

Kleiner Exkurs: Normalerweise ist es nicht möglich mit Gideons Eingreifen den Namen eines Spielsteines zu bestimmen, da Spielsteine zwar bleibende Karten (permanents), aber keine “Bleibende Karte-Karten” (permanent cards) sind. (Ihr seht, im Deutschen ist es nicht immer so leicht zwischen permanent und permanent card zu unterscheiden. Zur Erinnerung: permanents existieren nur im Spiel, auf der Hand etc. sind es permanent cards). Da es jedoch eine “echte” Karte mit diesem Namen gibt, ist diese Bestimmung rechtens. Für das Verhindern des Schadens braucht es dann nur noch eine “Quelle” mit diesem Namen und das kann so ziemlich alles sein, auch Spielsteine.

 

Fusion und Nachhall

Geteilt Karten haben zwei Schlüsselwortfähigkeiten erhalten, die nur auf Ihnen zu finden sind.
Zum einen gibt es seit der Edition Labyrinth des Drachens die Fusions-Mechanik (
fuse), die es einem erlaubt beide Hälften einer geteilten Karte von der Hand aus zu wirken (oder wie bisher auch nur eine).

Ein fusionierter geteilter Zauberspruch hat ebenfalls die kombinierten Eigenschaften seiner beiden Hälften, sprich alles, was bisher nicht für den Stapel galt, gilt nun auch dort. Er hat die Summe der umgewandelten Manakosten, alle Farben und beide Namen der jeweiligen Hälften (Die Typen sind eh immer dieselben). Falls wir fusionieren wollen, müssen wir dies ebenfalls vor dem Auf-den-Stapel-Legen entscheiden. Wenn wir einen fusionierten geteilten Zauberspruch auf dem Stapel kopieren, kopieren wir ihn so, wie er gewirkt wurde, also mit beiden Hälften. Wenn ihr ihn neutralisieren wollen, reicht ein einzelner Gegenzauber und nicht etwa zwei. Wenn er verrechnet wird, wird er zuerst die linke und dann die rechte Hälfte abgearbeitet. Dies ist sehr wichtig, da die Effekte der Hälften fast aller Fusions-Karten miteinander synergieren.


An sich ist Fusion also sehr intuitiv und sollte selten Probleme bereiten. Zwei Dinge gilt es allerdings dennoch zu beachten. Zum Einen kann Fusion nur genutzt werden, wenn der Spruch von der Hand aus gewirkt wird. In allen anderen Zonen ist Fusion nicht nutzbar, d.h. in einem Panoptischen Spiegel eingeprägt muss ich mich wie bisher entscheiden, welche Hälfte ich wirken möchte. Bezüglich der zweiten Sache kommen wir noch einmal auf unseren Herumpfuschenden Magier zurück. Da ein fusionierter geteilter Zauberspruch auch auf dem Stapel die Namen beider Hälften hat, kann ich Fusion nicht nutzen, wenn zuvor eine der beiden Hälften verboten wurde zu wirken. Deshalb bleibt mir in solch einem Fall wie bisher nur die Möglichkeit, die nicht-verbotene Hälfte zu wirken.
Falls dir ein Effekt erlaubt, eine Karte aus deiner Hand (!) ohne das Bezahlen der Manakosten zu wirken, kannst du im Falle einer Fusions-Karte die Karte fusioniert spielen.

Die zweite den geteilten Karten alleinig gehörende Fähigkeit ist Nachhall (aftermath), die aktuell mit dem Amonkhet-Block eingeführt wurde. Bei geteilten Karten mit Nachhall ist eine der beiden Hälften in “normaler” Orientierung, währenddessen die andere (die mit der Nachhall-Fähigkeit) immer noch um 90° gekippt ist. Dies hat lediglich praktische Gründe für die Sichtbarkeit der Nachhall-Hälfte im Friedhof und hat keinerlei regeltechnische Bewandtnis. Nüchtern betrachtet ist Nachhall eigentlich nur eine verzögerte Fusionsvariante. Wir können beide Hälften wirken, die erste regulär (in den meisten Fällen von der Hand), die zweite verspätet aus dem Friedhof. Falls man also genug Mana hat, kann man beide Hälften auch nacheinander wirken. Auch hier sind die jeweiligen Effekte meist synergetisch. Es können aber niemals beide Hälften zu gleichen Zeit auf dem Stapel liegen, da die reguläre Hälfte ja erst verrechnet werden muss, um im Friedhof zu landen. Wird die Nachhall-Hälfte verrechnet, kommt die Karte anschließend ins Exil.Dies ist im Übrigen auch der Fall, falls sie neutralisiert wird oder anderweitig den Stapel verlässt, z.B. durch Gegenstandslos machen (Unsubstantiate).

Nachhall lässt sich damit auch ein bisschen mit Rückblende (flashback) vergleichen, nur das der “Rückblende-Effekt” ein anderer ist.
Dass sich mit Nachhall auch ungewöhnliche Sachen anstellen lassen, hat das obige Beispiel mit Feld / Markt und dem Strömender Mechakoloss bereits gezeigt. Entscheidend bei Nachhall ist, das die Nachhall-Hälfte nur aus dem Friedhof und sonst keiner anderen Zone gewirkt werden kann. Prägen wir also eine geteilte Karte mit Nachhall in den Panoptischen Spiegel ein, kann ich nur noch die reguläre Hälfte wirken. Ansonsten folgen Nachhall-Karten den bisher beschriebenen Eigenschaften von geteilten Karten.

Zusammenfassung

Ich hoffe ich konnte einige Unsicherheiten in Bezug auf geteilte Karten aus dem Weg räumen. Wenn man mit einer geteilten Karte interagiert, ist es eigentlich lediglich entscheidend, in welcher Zone sie sich befindet. Auf dem Stapel existiert die andere Hälfte nicht (es sei denn er wurde fusioniert). In allen anderen Zonen hat eine geteilte Karte alle kombinierten Eigenschaften der jeweiligen Hälften, wobei die umgewandelten Manakosten addiert werden.

Falls doch noch etwas unklar sein sollte, schreibt gerne einen Kommentar. Bis zum nächsten Mal!