Judgen für lokale Spieleläden

Als Judges können wir uns wohl alle noch an unsere ersten Magic-Erfahrungen erinnern: das erste Spiel mit anderen Leuten oder der erste Kartenkauf in einem Laden. Dieser Laden wurde meistens zu unserem LGS (Local Game Store, zu Deutsch: lokaler Spieleladen), in denen wir Gleichgesinnte fanden und Magic spielten (und immer noch spielen). Für viele Judges begann ihr Weg zum Judge-Programm mit der Entscheidung, eine “Führungsrolle” in ihrem LGS einzunehmen, wo sie meistens schon durch ihr Können oder Regelwissen als de-facto-Judges tätig waren. Während manche Judges in ihrem LGS angestellt sind oder diesen sogar leiten, sind die meisten von uns in anderen Berufen oder Studien tätig und lernen ihre Judge-Fähigkeiten aufgrund ihres LGS-Umfeldes. Dieser Artikel soll neuen Judges das Judgen in ihrem LGS beibringen.

Wie man häufige Fehler auf Regular REL vermeidet oder bereinigt, wird in diesem Artikel nicht behandelt. Judgen auf Regular REL wird von David Greene hier abgedeckt.

Judgen für den lokalen Spieleladen

Beim Umgang mit L0-Judges und bei der Zertifizierung von L1-Judges wird oft die Frage gestellt, wie man überhaupt beim Judge-Programm mitwirken kann. Für diejenigen, die diese Frage stellen, ist die gute Nachricht: Die Chancen stehen gut, dass ihr dies bereits macht! Judges können sehr viel Gutes für das Programm in ihrer lokalen Gemeinschaft bewirken. Im ersten Schritt solltet ihr euch dort, in eurem LGS, nach euren Möglichkeiten, immer und überall einbringen. Die meisten Judges sind schon Stammgäste im LGS ihrer Stadt; aber für diejenigen, die es nicht sind, gibt es ein paar Wege, um in einen LGS involviert zu werden:

•Stellt euch persönlich oder telefonisch beim Turnierorganisator (TO) vor. Erklärt, dass ihr an der Mithilfe bei Events interessiert seid. Selbst wenn sie schon einen Judge haben, werden sie kaum enthusiastische Hilfe ablehnen!

•Behaltet jegliche lokalen Judge-Foren, Facebook Gruppen und / oder E-Mail-Listen im Auge. Spieler und Judges fragen oft nach Hilfe für anstehende Veranstaltungen.

•Die Aufgabe eines Regional Coordinators (RC) ist es, in Kontakt mit Läden aus seiner Region zu stehen. Daher ist der eigene RC eine großartige Anlaufstelle beim Finden eines Hilfe suchenden LGS.

Was macht ein LGS-Judge?

Für einen LGS zu judgen ist fast genauso, wie bei jedem anderen competitiven Event auch. Der einzige Unterschied besteht darin, dass ihr mit den gleichen Spielern und TOs auf einer regulären Basis arbeitet. Ihr könnt so viel (oder so wenig) tun, wie ihr wollt. Natürlich hängt dies auch vom TO, von vorhandener Hilfe und von eurem eigenen Komfort-Level als LGS-Judge ab.

Hier ist eine kurze Liste der Routineaufgaben eines Judges in einem LGS-Store vorgestellt. Jedes dieser Themen ist detailliert an anderen Stellen erläutert (und ich empfehle, nach weiteren Infos zu suchen).

1. Papier

In jeder Runde müssen Paarungen ausgehängt und Ergebniszettel ausgeteilt werden. Wenn euer Laden kleiner ist, könnte es einfacher sein, die Paarungen auszurufen anstatt sie auszuhängen. Der TO oder Scorekeeper könnte euch auch bitten, die Ergebniszettel vor dem Austeilen zu schneiden. Platzierungen könnt ihr am Ende des Turniers aushängen oder die Endergebnisse ausrufen.

2. Decküberprüfung

Auf Regular-REL-Veranstaltungen werdet ihr kaum zufällige Decküberprüfungen jede Runde machen. Ihr könntet aber in eine Situation kommen, in der ein neuer Spieler nicht mit den Regeln des Deckbaus vertraut ist. Dies ist auch eine Chance für euch, deren Deck zu reparieren und ihnen etwas über den richtigen Deckbau beizubringen.

3. Logistik

Wenn euer LGS wenig Angestellte hat, könntet ihr in den Aufbau des Austragungsortes einbezogen werden und Tische und Stühle platzieren. Spieler um Hilfe bitten kann ein großer Schritt sein, um das Verhältnis zwischen Spielern, Judges und TO zu fördern. Ihr könnt auch Tischnummern aufstellen, was für euch oder den Scorekeeper sehr hilfreich beim Verteilen der Ergebniszettel ist.

4. Event Reporter

Für weniger erfahrene TOs kann die Event-Reporter-Software unvertraut und frustrierend sein. Ihr könnt dem TO helfen, gut dazustehen und Zeit zu sparen, indem ihr euch ein Grundverständnis aneignet, wie man Veranstaltungen einstellt und verwaltet. Wenn euer TO damit zufrieden ist, dass ihr zusätzliche Aufgaben übernehmt, könnt ihr die Rolle des Scorekeepers annehmen: Veranstaltungen erstellen, Ergebnisse eintragen und Runden generieren.  Als Judge seid ihr die am meisten involvierte Ladenvertretung und habt den besten Handlungsspielraum, um eine Veranstaltung am Laufen zu halten.

Sobald ihr mehr Verantwortung in der Veranstaltungsverwaltung habt, könnt ihr mit eurem LGS über Kompensation, z. B. euren Eintritt bei Veranstaltungen, in denen ihr judged, sprechen. Wenn eure LGS-Gemeinschaft klein ist, denkt darüber nach, euren Service für eine Weile kostenlos anzubieten, damit der Laden und die Magic-Kultur in eurer Region wachsen können.

Magic judgen für eure Freunde

‘Magic mit euren Freunden’ hört sich wie eine geniale Idee an und das ist es auch! Beachtet allerdings, dass es auch einige Herausforderungen beinhaltet, eine Autoritätsperson in eurer lokalen Magic-Gemeinschaft und im LGS zu sein. Als LGS-Judge werdet ihr lustige Sachen machen können: Regelwissen teilen, verrückte Interaktionen im EDH erklären, die Lust am Lernen der Regeln fördern oder andere inspirieren, im Judgeprogramm aktiv zu werden. Aber ihr werdet auch weniger lustige Dinge zu tun bekommen, wie unerwünschtes Verhalten ansprechen, Spielfehler korrigieren, und (selten) Spieler von Veranstaltungen disqualifizieren.

Unerwünschtes Verhalten ansprechen

Das Judging at Regular REL (JAR) Dokument umreißt “General Unwanted Behaviors” (generelles unerwünschtes Verhalten), das angesprochen werden muss, mit der Absicht, die Spieler zu belehren, statt zu bestrafen. Diese Verhalten beinhalten:

  • Unangemessen lange Zeit brauchen, um Karten auszuwählen oder zu spielen.
  • Unzureichendes Mischen.
  • Erhalten bzw. Geben von Ratschlägen während eines Matches oder der Kartenauswahl.
  • Zuspätkommen: Ist ein Spieler mehr als 10 Minuten zu spät zu einem Match, gilt dies als Aufgabe und der Spieler scheidet aus dem Turnier aus, wenn er sich bis zum Ende der Runde nicht zurückmeldet.
  • Das Bestimmen eines Spielergebnisses durch Anreize, Nötigung oder Methoden außerhalb der Spiel- und Turnierregeln, sowie das Wetten auf irgendeinen Teil des Turniers.

Bitte beachtet, dass Regular REL keinen Platz bietet, die IPG anzuwenden. Ein einfaches “Bitte mach das nicht” sollte reichen und falls das Verhalten sich nicht ändert, könnt ihr mit dem oder der Spieler/in abseits des Tisches reden. Sollte allerdings jemand denselben Fehler mehrfach (dreimal oder mehr) in einer Veranstaltung machen, könnt ihr die verbalen Warnungen auf ein Game Loss (Partieverlust) steigern. Einen Spieler wissen lassen, dass der nächste Vorfall ein Game Loss zu Folge hat, festigt das richtige Verhalten.

Wie immer: vergesst nicht, dass ihr euren TO und LGS repräsentiert und vergewissert euch, dass ihr guten Kundenservice liefert. Ihr sprecht dieses Verhalten an, um eure Veranstaltung glatt und angenehm für alle zu machen. Gute Diplomatie (und nicht auf eure Autorität pochen) wird auf Dauer den Spielern helfen, ihr Verständnis zu verbessern und lässt sie auch für mehr Veranstaltungen zurück kommen.

Disqualifikationen handhaben

Aus dem JAR-Dokument genommen sind folgende “Serious Problems” (schwerwiegende Verstöße), die eine Disqualifikation auf jedem Event nach sich ziehen:

  • Aggressives, gewalttätiges, belästigendes oder beleidigendes Verhalten (physisch oder verbal).
  • Wissentliches Verletzen der Spiel- oder Turnierregeln, sowie das Zulassen desselbigen bei einem Gegner, oder Lügen, um einen Vorteil zu erhalten. Das „bluffen” über Karten, die der Gegner normalerweise nicht sehen kann, ist erlaubt.
  • Diebstahl, einschließlich des Austauschens einer (seltenen) Karte im Draft mit einer aus seinem Tauschordner.

Während einer Veranstaltung aufmerksam zu sein und die einzelnen Spieler kennen zu lernen, hilft auf lange Sicht, solche Vorfälle zu vermeiden. Es ist wichtig, dass ihr mit dem TO frühzeitig besprecht, welche Verhaltensweisen zu einer Disqualifikation führen. Falls etwas passieren sollte, seid ihr in einer besseren Position, wenn ihr den vollen Rückhalt eures TOs habt und nicht zwischen TO und Spieler verhandeln müsst, wann eine Disqualifikation ansteht. Auch wenn diese Vorfälle rar sind, könnt ihr den Spielern helfen, indem ihr ihnen erklärt, welche Verhalten nicht akzeptabel sind und eine Disqualifikation nach sich ziehen können.

Wenn die Spieler wissen, was sie nicht machen dürfen, ist es unwahrscheinlicher, dass ihr in die Situation kommt, jemanden disqualifizieren zu müssen, der sich seines inakzeptablen Verhaltens nicht bewusst ist.

Bei böswilligen Verstößen, wie Betrug oder Diebstahl, ist es im besten Interesse für die Veranstaltung und den Laden, den Spieler des Geländes zu verweisen, um weitere Unterbrechungen zu vermeiden. Wieder ist es hilfreich, den TO auf seiner Seite zu haben, um eine geschlossene Front im Umgang mit solchen Vorfällen zu beweisen und auch, um für den TO zu sprechen, falls ihr jemanden des Geländes verweisen müsst. Der TO könnte Spieler selbst verweisen wollen, sprecht das auf jeden Fall im Vorfeld ab.

Weiterbildung

In eurem LGS beteiligt zu sein, ist eine bereichernde Erfahrung für Judges, TOs und Spieler. Weitere hilfreiche Informationen finden sich im Judge-Wiki, in Judge-Artikeln und in Blogs. Eine der besten Möglichkeiten, die ihr als LGS-Store habt, ist jedoch, andere Judges zu treffen und von ihren Erfahrungen zu lernen: Stammtische, Seminare oder Konferenzen sind dafür ideal. Es sind viele Informationen verfügbar, um eure Entwicklung als Judge zu fördern und um eure Fähigkeit, euren LGS zu unterstützen, zu stärken – Ihr macht es jetzt gerade!