Wirrsturm: Waldesbibliothek (Sylvan Library)

Dies ist ein Artikel über eine der aus Judgesicht kompliziertesten turnierlegalen Magickarten. Ihr rechnet jetzt vielleicht mit Humility (Demut) oder vielleicht mit Volrath’s Shapeshifter (Volraths Gestaltwandler), aber leider komplett daneben. Die Karte, die ich meine, ist grün, kostet 1G und wird im Legacy viel gespielt. Nachdem ihr jetzt aufgeschrien habt und sagt, dass der Tarmogoyf gar nicht mehr so viel gespielt wird und außerdem nicht so kompliziert ist, verrate ich euch, dass es um die Sylvan Library (Waldesbibliothek) geht.

Aber Michael, was kann denn an zwei Karten extra ziehen und zwei zurücklegen so schwer sein? In der Regel ist das auch recht einfach, aber habt ihr euch denn die Karte mal in Ruhe durchgelesen und auch bis ins kleinste Detail verstanden? Nein, dann machen wir das doch erstmal, denn um das Verständnis der kleinen Details geht es heute hier.

Nehmen wir das mal auseinander.

Ok, das ist also eindeutig eine ausgelöste Fähigkeit, daran zu erkennen, dass die Fähigkeit mit “At” anfängt. Die beiden andere Schlüsselwörter zum Erkennen von ausgelösten Fähigkeiten sind „when“ und „whenever“, aber das wäre Teil eines anderen Artikels (Auf deutsch lauten die Schlüsselwörter für eine ausgelöste Fähigkeit “Wenn / Immer wenn / Zu”). Zurück zur Sylvan Library (Waldesbibliothek). Dieser Teil erlaubt mir, dass ich genau zwei zusätzliche Karten ziehen darf. Soweit ist es noch recht einfach, aber das Komplizierte kommt jetzt erst noch.

Das “If you do” weist darauf hin, dass dieser Teil nur greift, wenn man zwei zusätzliche Karten gezogen hat. Ok, auch klar und nachvollziehbar.

Ok, hier muss ich dann zwei Karten von denen, die ich in diesem Zug gezogen habe, auswählen. Das beinhaltet auch die Karte, die ich im Ziehsegment gezogen habe. Für diese Karte muss ich dann entweder 4 Leben zahlen oder diese zurück oben auf die Bibliothek legen.

Bis hier hin ist es aus Judgesicht recht einfach. Nun mixen wir das Ganze mit anderen Karten. Fangen wir mit Karten, welche die Ausgraben-Fähigkeit (Dredge) besitzt, zum Beispiel Life from the Loam (Leben aus Lehm). Was passiert, wenn wir nun eine der beiden Extrakarten durch das Ausgraben ersetzen. Nun, dann haben wir insgesamt zwei Karten gezogen und eine ausgegraben. Letztere ist aber regeltechnisch nicht gezogen worden, so dass wir für die beiden gezogenen entweder jeweils 4 Leben zahlen müssen oder diese eben zurück auf die Bibliothek legen. Hmm, nicht so toll. Was passiert, wenn wir beide Extrakarten durch Ausgraben ersetzen? Dann haben wir immer noch eine gezogen, welche wir entweder auf die Bibliothek legen oder eben 4 Leben zahlen. Und nun ersetzen wir beide Extrakarten und die normal im Ziehsegment gezogene Karte mit Hilfe von drei Life from the Loam (Leben aus Lehm). Dann haben wir drei Karten ausgegraben und keine gezogen. Wir müssen also keine zurücklegen und auch kein Leben zahlen. Das ist also schon interessant, da man so einen wirklichen Kartenvorteil hat. Aber das war nur die einfache und vielen vielleicht sogar bekannte Interaktion.

Einen vergleichbaren Effekt kann man mit Hilfe von Pursuit of Knowledge (Wissensdurst, direkt einfach 7 ziehen) oder auch den Words of … Karten, z.B. Words of Wind (Worte des Windes) erreichen, indem man die Fähigkeit dreimal nutzt. Denn diese haben auch alle eine Fähigkeit, welche das Karten ziehen ersetzt.

Nun wird es witzig in Bezug auf die Sylvan Library (Waldesbibliothek). Wir wissen nun, wie man ihre Fähigkeit ausnutzen kann; doch was passiert, wenn man im Versorgungssegment schon Karten gezogen hat? Zum Beispiel durch Phyrexian Arena (Phyrexianische Arena). Diese durch die Arena gezogene Karte kann man auch durch die Fähigkeit von Sylvan Library (Waldesbibliothek) wieder zurücklegen, denn man hat die Karte ja in diesem Zug gezogen. Gleiches gilt auch, wenn man einen Ancestral Recall im Versorgungssegment wirkt. Dann habt ihr mehr Auswahl beim Zurücklegen. An der Stelle der Hinweis, dass das für die Karten durch Dark Confidant (Dunkler Mitwisser) nicht gilt, weil dieser regeltechnisch die Karten nicht „zieht“, sondern euch die Karte von der Bibliothek direkt in die Hand nehmen lässt.

Ok, auch noch nicht so wirklich anstrengend aus Judgesicht. Jetzt wirken wir einen Brainstorm (Gedankenwirbel), legen dadurch zwei Karten zurück und mischen dann durch ein Polluted Delta (Verschmutztes Delta) die Bibliothek. Jetzt können wir von den Karten, die wir durch den Brainstorm gezogen haben, aktuell eine bis drei Karten auf der Hand haben. Dann ziehen wir eine Karte im Ziehsegment und dann die zwei Extrakarten durch die Sylvan Library (Waldesbibliothek). Also können wir nun zwischen vier und sechs Karten auswählen, von denen wir zwei zurücklegen oder eben jeweils 4 Leben zahlen müssen. Das große Problem daran ist, dass viele Spieler in dem Fall ihre Hand schon vor der Fähigkeit der Sylvan Library (Waldesbibliothek) mischen, sodass der Gegner keine Chance hat nachzuvollziehen, welche Karten in der Runde gezogen wurden und welche nicht. Deswegen ist es echt wichtig, wenn ihr an der Stelle die maximale Auswahl haben wollt: trennt die gezogenen Handkarten von denen, die ihr nicht in dieser Runde gezogen habt, auch wenn eurem Gegner das eventuell eine Information mehr gibt, die er sonst nicht hätte.

Ich hoffe, es wurde deutlich, wieso diese Karte einer aus Regel- bzw. Judgesicht sehr kompliziert sein kann und auch immer mal wieder auf Legacy-Turnieren zu Judgecalls führt. Gerne auch, wenn noch eine Chains of Mephistopheles im Spiel liegt. Was dann passiert, dürft ihr gerne in den Kommentaren diskutieren und / oder wir erörtern das gemeinsam.

Ich hoffe, das Ganze hat euch gefallen und wenn ihr eine Idee habt, um welche Karte es beim nächsten Mal gehen könnte, dann auch in die Kommentare damit. Ggf. wird dann hieraus eine kleine unregelmäßige Artikelserie.

Bis denn dann Michael