Judge Steckbrief: Stefan Ladstätter Teil 1

Stefan Ladstätter

Stefan Ladstätter

Heute stellt sich Stefan Ladstätter unseren Fragen.
Stefan ist 44 Jahre alt und bestand seinen L3 Test am 1. April 2012 (kein Scherz!). Jeff Morrow (damals Level 4 Judge), Gijs Hoogendij und Claire Dupre (damals Level 3) haben seinen Level 3 Test abgenommen und seit Oktober 2016 ist Stefan unser Regional Coordinator (abgekürzt RC).
Stefan arbeitet als Übersetzer (hauptsächlich Spiele, sowohl analog als auch digital), war vorher aber auch als Programmierer, dann als Projektmanager und danach als Experte für Usability tätig und ist dies teilweise auch heute noch. Sein Job macht ihm sehr viel Spaß und in seiner Freizeit ist Magic natürlich ein wichtiges Thema. “Judge the Game, See the World!” ist sein Motto. Er reist sehr gerne und trifft dort auch gerne alte Freunde.

Der Steckbrief wird, aufgrund seiner Länge, in zwei Teilen erscheinen. Wir wünschen euch viel Spaß mit dem ersten Teil des Steckbriefes.

Judge Blog: Wann hast du mit Magic spielen angefangen und wie bist du dazu gekommen?

Stefan: Daran ist mein Sohn schuld, der von Pokémon auf Magic umsteigen wollte. Da kam gerade Mirrodin raus und wir haben uns ein Starterset der 8. Edition gekauft, worauf er mich ständig mit dem Gepanzerter Brammenwurm (Plated Slagwurm) vermöbelte. Unser erstes Prerelease war, glaube ich, Ravnica. Das Schattenmoor 2HG haben wir sogar gewonnen!

Judge Blog: Seit wann bist du Magic Judge und was hat dich dazu motiviert, Judge zu werden?

Stefan: Anfang 2009 hat mein Sohn das Interesse an Magic verloren (obwohl er sehr talentiert war!). Ich war nach wie vor vom Spiel begeistert und auch von der Community angetan. Mir wurde mehr und mehr meine kompetitive Ader bewusst (Gewinnen macht einfach deutlich mehr Spaß als Verlieren…), wollte jedoch auch nicht so viel Geld für ein Hobby ausgeben, das ich nicht mit meiner Familie teilen konnte.
Da erinnerte ich mich an ein frühes Magic-Erlebnis bei einem 2HG-Prerelease. Wir waren blutige Anfänger und brauchten naturgemäß ewig für jeden Zug. Unsere Gegner waren richtig ungut und bezichtigten uns, Cheater zu sein. Damals war Christian Gawrilowicz der Head Judge. Er schritt umgehend ein und führte ein ernstes Gespräch mit den beiden, und gab ihnen erst mal für den Rest der Runde eine Auszeit. Anschließend waren wir dran und wurden aufgefordert, etwas flotter zu spielen. Damals war ich richtig konfliktscheu und von dem direkten und entschiedenen Umgang des Judges mit der Situation sehr beeindruckt. Ich dachte mir damals schon: “Das will ich auch können!”
Wie gesagt, an diese alte Situation erinnerte ich mich und fragte daher prompt beim lokalen Judge (damaliger L3 Philipp Daferner), ob noch Judges benötigt würden. Wenige Monate später, bei den Austrian Nationals 2009, bestand ich dann (knapp aber doch!) meinen L1-Test.

Judge Blog: Wann bist du Level 3 Judge geworden und was hat dich damals dazu bewogen, den Sprung von L2 auf L3 zu wagen?

Stefan: Bereits als frischgebackener L1 (damals waren IPG-Kenntnisse noch Pflicht) reiste ich viel zu GPs, die schon damals meine große Leidenschaft waren. Einfach nur coole Events mit coolen Leuten! Bereits nach einem Jahr war ich L2 (wieder bei den Austrian Nationals, wieder sehr knapp) und beim anschließenden GP Bochum fragte mich Michael Wiese, ob ich schon mal daran gedacht hätte, L3 zu werden. Damals konnte ich mir das noch überhaupt nicht vorstellen – ich wollte erst mal der beste L2 werden, der ich sein konnte, und das so richtig auskosten. In den darauffolgenden beiden Jahren fragten dann immer mehr Leute, und schlussendlich fragten sie mich auch, wann ich denn L3 geworden sei. Ein ziemlich starkes Signal… Dann wurde die L3-Checkliste erfunden und ich bemerkte, dass ich die bereits nahezu vollständig abgearbeitet hatte. Das gab mir das Selbstvertrauen, den L3-Prozess in Angriff zu nehmen.

Judge Blog: Wie sah damals der Prozess aus, um L3 zu werden? Wie hast du dich darauf vorbereitet und welche der Voraussetzungen war für dich besonders schwierig zu erfüllen?

Stefan: Wie gesagt, damals wurde der neue L3-Prozess erfunden. Durch meine zahlreichen Events und GPs hatte ich bereits 80% der Checkliste abgearbeitet. Ich sprach damals mit Michael, der mich sehr bestärkte, den Weg in Richtung L3 zu gehen. Ich bewarb mich erstmals für ein Event in den USA (Pro Tour/Grand Prix Philadelphia) und lernte dort die Szene kennen. Das machte mir noch mehr Lust auf L3. Dort freundete ich mich übrigens mit L3 Eli Shiffrin an, der mir damals von seinem Vorhaben erzählte, irgendwann mal Magic Rules Manager zu werden… In Philadelphia war ich XO (Assistent des Head Judge) von Riccardo Tessitori und durfte die Geburtsstunde einiger neuer Policies kennenlernen (u.A. durfte man damals die Event-Promo nicht in der Deckbox haben, gab einen Game Loss… das erschien uns allen unfair). Im gleichen Jahr durfte ich auch bei den letzten “richtigen” Worlds in San Francisco judgen. Da wusste ich bereits, dass L3 das Richtige für mich war.

Der Prozess war dann recht unkompliziert. Ich bekam recht rasch die nötigen Recommendations von L3s und damit war meine Checkliste auch schon fertig. Das Pre-Event Interview als letzter Teil des L3 Prozesses schleppte sich etwas dahin, weswegen ich schlussendlich ein “großes” Panel hatte, in dem ich kräftig in die Mangel genommen wurde.

Am schwersten fiel mir das Lernen der Regeln. Stures Pauken war noch nie meine Stärke. Ich habe auch den schriftlichen L3-Test prompt um ein paar Prozentpunkte nicht geschafft, durfte mich jedoch trotzdem nach Bestehen des Panels am selben Wochenende noch L3 schimpfen. Dies wird heutzutage nicht mehr so gehandhabt. (Den Test holte ich erfolgreich beim nächsten GP nach.) Ich glaube, ich wurde an einem 1. April L3. Ein gutes oder ein schlechtes Vorzeichen!? Das müsst wohl ihr beurteilen ^__^

Judge Blog: Was sind deiner Meinung nach die größten Unterschiede, wenn man die Aufgabenbereiche eines L2 und eines L3 vergleicht?

Stefan: Ich denke, dass L3s mehr zugetraut wird, aber auch wesentlich mehr von ihnen erwartet wird, da sie durch die harte Schule des L3-Prozesses gegangen sind. Der L3-Prozess setzt voraus, dass man sich als Mensch gründlich unter die Lupe nimmt und an seinen Qualitäten arbeitet. Diese Auseinandersetzung und Entwicklung ist meiner Meinung nach ein Merkmal von guten L3s.

Was den Zeitaufwand betrifft, gibt es ebenfalls deutlich höhere Erwartungen an L3s, ebenso was Regel- und Policywissen anbelangt. Diese Erwartungen an L3s spiegeln sich auch in der durchwegs hohe Teilnahme an Projekten und im Übernehmen von Leadership-Aufgaben bei Events und in der Community wider.

Letztendlich entscheidet natürlich jeder Judge selbst, wieviel Zeit in die Judge-Arbeit gesteckt wird, und ich kenne viele L2s, die aktiver sind als so mancher L3. Im Durchschnitt ist das Zeit-Investment von L3s jedoch deutlich höher. Ich kenne auch so einige L2s, die die Regeln besser beherrschen als z.B. ich (Asche über mein Haupt, aber die Regeln sind nach wie vor nicht meine Stärke…). Der Unterschied ist hier jedoch immer noch das Allround-Wissen und die Erfahrung.

Judge Blog: Auf welche Projekte, die sich gerade im Aufbau befinden, bist du besonders gespannt?

Stefan: In erster Linie freue ich mich auf die große regionale Judge-Konferenz, die dieses Jahr vom 20.-21. Oktober in Düsseldorf stattfindet. Jeder Judge ist dort willkommen, aber aufgepasst, die Anmeldung schließt bereits am 5. September! Anmelde-Link: https://apps.magicjudges.org/events/9369/

Außerdem arbeiten wir gerade an der L1-Maintenance (Jeder L1, der 2017 oder vorher getestet wurde, sollte einen Link bekommen haben. Falls nicht, bitte unbedingt bei mir oder Markus Dietrich melden.), und auch für L2s wird es dieses Jahr einen Maintenance-Test geben.

Ansonsten bin ich sehr glücklich, wie aktiv manche Projekte sind, die es erst seit relativ kurzer Zeit gibt, wie unser regionaler Blog und unsere Facebook-Gruppe.

Für nächstes Jahr möchte ich noch mehr Stammtische und Mini-Konferenzen sehen. Hinter den Kulissen betreibe ich Lobbying für mehr Foil-Support.